Jožef Zupan

1894-1966

 

Jožef „Pepe“ Zupan wurde am 28. August 1894 in Tržič (Neumarktl) in der Region Gorenjska (Oberkrain) als Sohn des Schumachermeisters Anton Zupan und seiner Frau Vincencija, geborene Končar, geboren. Tržič (Neumarktl), auf der slowenischen Seite des Loiblpasses gelegen, war seit altersher ein Zentrum der Lederindustrie und des Schuhmacherhandwerks und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Jožef Zupan diesen Beruf erlernte und ausübte, bevor er als Ungedienter, anlässlich der Mobilisierung am 26. Juli 1914, zum Landwehr Infanterie Regiment Nr. 27 nach Laibach (Ljubljana) eingezogen wurde.

Mit diesem Regiment ging er an die russische Front ab, wo er bereits zu Weihnachten 1914 schwer verwundet wurde. Aus dem Spital in Budapest schrieb er einen Brief an den Priester seiner Heimatgemeinde, in dem er seine Kriegseindrücke derart anschaulich schilderte, dass dieser Anfang 1915 in verschiedenen slowenischen Zeitungen sogar veröffentlicht worden ist.

Es sollte hier an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Geschichte, vor allen der militärische Werdegang, des Jožef Zupan nur mit Hilfe verschiedener sekundärer Veröffentlichungen möglich war. Erst ein Artikel im Karawanken Bote Nr.96 aus den 1940er Jahren und einem entsprechende Artikel von Janez J. Švajncer: „Medalja za hrabrost v 1. svetovni vojni“ aus dem Jahre 2001 und natürlich die unermüdliche Recherche von Miha Šimac, studierter Historiker und Professor für Theologie in Slowenien, dem ich hiermit dafür danken möchte, ließ diesen Artikel erst entstehen. Die Schwierigkeiten bestanden vor allem darin, dass in den verschiedenen amtlichen und nichtamtlichen Quellen der Vorname zwischen Josef – Jožef – Joško und der Familienname zwischen Suppan – Supan – Zupan schwankt und im Kriegsarchiv zu Wien sich nur zwei Belohungsanträge erhalten haben! Auf der Rückseite des nebenstehend abgebildeten Portraitfotos, das am 10. Jänner 1944 entstanden ist, unterschreibt er sich selber übrigens mit „Pepe Zupan“.

Wieder genesen ging Jožef Zupan abermals an die russische Front ab, diesmal im Verbande des Landwehr Infanterie Regiments Nr. 22. Er erwarb seine erste Auszeichnung in Form der Bronzenen Tapferkeitsmedaille anlässlich seiner Teilnahme an einer Patrouille, die in der Nähe von Samobor 30 russische Soldaten gefangen nehmen konnte.

Bei einer weiteren Aufklärungspatrouille, wo es zu Kampfhandlungen zwischen sechs Österreichern und achtzehn Russen kam, erwarb er, als einer der wenigen Überlebenden die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse.

Aufgrund seiner Ersuchen um Versetzung wurde er mit 10. April 1915 zum Grazer Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 3, später umbenannt in Schützenregiment Nr. 3, transferiert. Am 3. Juni 1915 gelang es Jožef Zupan, mittlerweile zum Korporal befördert, als Kommandant einer Aufklärungspatrouille in der Nähe der Festung Przemysl, die russischen Telefonleitungen zu kappen und mit seinen Männern rund 50 russische Soldaten und zwei Maschinengewehre zu erbeuten. Für diese außergewöhnliche Tat wurde er nicht nur mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet, sondern erhielt auch Sonderurlaub. Diesen benutzte Korporal Zupan um am 28. September 1915 Marija, die ebenfalls aus Tržič stammende Tochter des Schuhmachermeisters Ignacij Ahačič, zu heiraten.

Mit einem neuen Marschbataillon des k.k. Schützenregiments Nr. 3 ging er diesmal an die Isonzofront, zuerst in die Nähe von Doberdo, später auf den Monte Zebio. Für die Rettung von Verwundeten und die Bergung von toten Kameraden erhielt Korporal Zupan neuerlich die Bronzene Tapferkeitsmedaille, ebenso Anfang 1916 zum zweitenmal die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Der entsprechende Belohungsantrag hierzu lautete:

Vor dem Angriffe auf den Marcairücken ging Ldst-Korp. Zupan am 18.5.1916 mit einer Patrouille und einer Pioniersprengpartie äußerst schneidig und unerschrocken vor. Durch gute und geräuschlose Aufklärung, sowie Sicherung konnte die Pioniersprengpartie das starke Drahthindernis erfolgreich sprengen. Nach der Sprengung machte der Feind sogleich einen Feuerüberfall; er blieb ungeachtet dessen am feindlichen Drahthindernis und zerstörte dasselbe gleichfalls noch wirksam mit Drahtscheren und zog sich dann kämpfend vom Feinde ab.

Während der Herbstoffensive 1917 war Korporal Zupan am Rombon bei Flitsch eingesetzt und erhielt für sein hervorragendes und schneidiges Verhalten während des allgemeinen Durchbruches der österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen zum zweiten Male die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse. Es scheint seltsam, dass ein so häufig ausgezeichneter junger Unteroffizier, Korporal Zupan hatte ja auch noch das Karl-Tuppen-Kreuz und die Verwundetenmedaille erhalten, nicht zumindest zum Zugsführer befördert worden ist. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Zustände in der österreichisch-ungarischen Wehrmacht, aber offenbar fehlten ihm, warum auch immer, die entsprechend vorgeschriebenen Kurse dazu.

Ende 1918 war Jožef Zupan in der Nähe des Monte Grappa eingesetzt. Als Kommandant einer Aufklärungspatrouille gelange es ihm den Gipfel des Monte Pertico zu nehmen und dabei 16 Italiener gefangen zu nehmen, sowie vier Maschinengewehre und zwei Gebirgskanonen zu erbeuten. Bei diesen harten Kämpfen überlebten nur fünf weitere Soldaten. Zupan wurde als Kommandant mit der Goldenen, die übrigen mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet. Am 4. Oktober 1918 wurde er am Tonalepass durch den Regimentskommandeur mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert und auf Sonderurlaub nachhause geschickt.

Dass dieser „Sonderurlaub“ sehr lange dauern würde, ahnte vielleicht noch niemand, doch wenige Wochen später hatte Österreich-Ungarn aufgehört zu existieren. Jožef Zupan stellte sich unverzüglich der neuen Armee zur Verfügung und war einige Zeit als Gendarm in Luče eingesetzt, bevor er den aktiven Dienst endgültig verlies um sich in seiner Heimatgemeinde Tržič als Schuster niederzulassen.

Nach der Besetzung Jugoslawiens durch die Deutsche Wehrmacht wurden die Veteranen des 1. Weltkrieges in der „Kriegskameradschaft Neumarktl“ im Verbande des NS-Reichskriegerbundes zusammengefasst. Jožef Zupan, der allgemein sehr stolz auf seine Auszeichnungen war, wurde Chef dieses Verbandes. Diese Stellung und den Respekt, den er als Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnung erhielt, benutzte er oft zum Vorteil der Bürger seiner Heimatgemeinde. Einmal gelang es ihm zum Beispiel, sieben politische Häftlinge aus dem Gefängnis von Begunje frei zu bekommen.

Anlässlich seines 50sten Geburtstages im Jahre 1944 kamen der Gauleiter Rainer Stransky mit Gemahlin Erika extra nach Tržič um ihn zu gratulieren. Seltsamerweise musste sich Jožef Zupan unmittelbar danach im Rathaus melden und seine Ordensspange abgeben. Wenige Tage später bekam er sie wieder zurück nur statt der echt Goldenen Tapferkeitsmedaille mit dem Bildnis von Kaiser Karl war nunmehr eine lediglich vergoldete Medaille mit dem Bildnis von Kaiser Franz Josef montiert.

Für diese Konfiszierung gab und gibt es weder eine vernünftige Erklärung noch Entschuldigung. Allerdings könnte es sich auch um eine „Familien-Legende“ handeln, denn es ist schwer vorstellbar, dass Zupan im Oktober 1918 tatsächliche eine echt goldenen Medaille erhalten hat und wie man auf dem hier abgebildeten Portraitfoto sieht, das er selber auf der Rückseite mit „Jänner 1944“ datiert und signiert hat, trägt er zu diesem Zeitpunkt schon eine Medaille mit dem Bildnis von Kaiser Franz Josef, wie sie heute noch auf der Spange zu finden ist. Im Jahre 1993 überreichte seine Tochter Marija Zupan dem Kriegsmuseum der Republik Slowenien die Ordensspange ihres Vaters zur Aufbewahrung. Jožef Zupan starb am 4. April 1966 in Tržič.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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