Josef Wimmer 1894-1939 |
Josef Wimmer wurde am 12. Februar 1894 in Velm, Gemeinde Götzendorf in Niederösterreich geboren und so fiel seine 1. Musterung in den Oktober 1914. Er rückte unmittelbar danach zum Sappeur Bataillon Nr. 3 ein. Im Laufe des Jahres 1916 erwarb er sich die Bronzene und die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Ende Juli 1917 hatte der junge Korporal jedoch eine harte Begegnung mit dem Schicksal. Auf Wunsch der Hauptleitung des Vereines „Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille“ verfasste er am 18. September 1936 folgenden Bericht, der in seiner Kürze und Stil kaum beeindruckender sein könnte und daher hier im Wortlaut veröffentlicht wird: „Am 23. Juli 1917 wurde ich Josef Wimmer Korporal Sappeur Baon Nr. 3 / 4. Feldkompanie mit 5 Sappeuren dem IR Nr. 94 zugeteilt. Meine Aufgabe war bei dem Angriff auf den feindlichen Stützpunkt der jenseits am Stochodufer vorgeschoben lag, dort befindliche Drahtverhaue zu sprengen. Am 26. Juli 1917 um 22h Abends setzte unsere Artillerie ihr Feuer auf die vorgeschobene Stellung ein. Nach 20 Minuten langer Artillerietätigkeit rückte ich mit 5 Sappeuren vor, wo ich den Stochodfluß mit Hilfe eines Sappeurs durchwattete, der Fluss hat eine Tiefe von 1 m 30 cm. Jenseits am Ufer angelangt, als wir beide bei der Arbeit zum sprengen des Drahtverhaues waren, wurden wir vom feindlichen Posten entdeckt. Während dem wir feindliches Feuer bekamen, ist es mir gelungen den feindlichen Drahtverhau zu sprengen. Unsere Infanterie, die knapp hinter mir war, ist nach kurzem Feuer in die feindliche Stellung eingedrungen. Bald nach meiner Sprengung erhielt ich einen Volltreffer von einer feindlichen Granate. Meine Verwundung war so schwer, dass ich nach wenigen Minuten das Bewusstsein verlor und meine Kameraden glaubten, mein Zustand ist hoffnungslos. Am 28. Juli während der Operation erwachte ich zum ersten Mal, hierauf gab man mir neuerdings Narkose und ich schlummerte weiter wo ich am 29. Juli um 10h vormittags erwachte ich aufs neue, wo ich von meiner Verwundung erste Kenntnis genommen hatte. Zum ersten Blick bemerkte ich, dass mir der rechte Arm zur Gänze fehlte, nach wenigen Minuten konnte ich bemerken, das der linke Unterarm amputiert ist, war nicht genug, auch im Gesicht hatte ich schwere Verwundungen erhalten. Verwundet waren rechte Schläfenseite, im Mund rechter Ober- und linker Unterkiefer, noch dazu verlor ich das rechte Aug und am linken erblindete ich gänzlich. Auch am linken Kniegelenk und Oberschenkel bin ich mit schweren Verwundungen davongekommen. Meine Tapferkeit, die telefonisch zum Armee-Ober-Kommando geleitet wurde, wurde mit der Goldenen Medaille belohnt. Mit derselben wurde ich vom Chefarzt ungefähr Mitte August dekoriert. Heute zähle ich zu den schwersten Kriegsbeschädigten der heimgekehrten Front-Invaliden, trotz meiner schweren Verwundung ertrag ich mein Los mit Geduld. Es beglückt mich immer noch zu leben und ein tapferer Österreicher zu sein!“ Josef Wimmer hatte trotz der beschriebenen schweren Verletzungen noch Glück im Unglück, denn seine ordnungsgemäße Entlassung fiel noch in die Zeit vor dem Zusammenbruch. Er wurde daher nicht nur zum Feldwebel mit entsprechender Pension befördert, sondern auch mit eine Tabak-Trafik, auf der Landstraßer Hauptstraße im 3. Wiener Gemeindebezirk gelegen, abgefunden. Diese, aufgrund des staatlichen Monopols, exklusive Verkaufsstelle für Tabakwaren, Stempelmarken usw. gewährleistete ihm ein krisensicheres Auskommen in den folgenden Jahren. Durch sein sicheres Einkommen eine „gute Partie“ heiratete er Anfang am 23. September 1919 Frau Maria Stepanek und berichtete 1936 von zwei Kindern im Alter von 11 und 7 Jahren. Über seinen sicherlich nicht einfachen weiteren Lebensweg ist leider nichts bekannt. Der „Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille“ bemühte sich unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg das Schicksal der Mitglieder zu dokumentieren und führte ihn im 5. Rundbrief vom 25. Oktober 1945 in der Liste der Verstorbenen/Gefallenen mit dem Datum „Februar 1945“. Tatsächlich gibt das Kirchenregister bei seinem Taufeintrag das Todesdatum mit 22. Februar 1939 an. © Jörg C. Steiner, Wien |