Josef Wagner 1892-1982 |
Josef Wagner wurde am 13. März 1892 in Antiesenhofen Bezirk Ried im Innkreis, Oberösterreich geboren. Sein Vater besaß in Suben am Inn eine kleine Gastwirtschaft. Im Jahre 1909 wurde er zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 59 assentiert. Nach Ableistung seines Wehrdienstes gefielen ihm die Möglichkeiten, die die Armee anzubieten hatte und er entschloss sich zu einer Karriere als Berufsunteroffizier. Als Feldwebel und Zugskommandant in der 11. Feldkompanie ging Josef Wagner gleich zu Kriegsbeginn an die russische Front ab. In den Gefechten am San bei Michalówka und Rzyczki zeichnete er sich besonders aus und wurde am 28. November 1914 bereits mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse dekoriert. In weiterer Folge verlies Josef Wagner ein wenig das Schlachtenglück. Er wird zwar im Laufe der nächsten Jahre zum Stabsfeldwebel befördert und mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, aber auch insgesamt dreimal schwer verwundet und zwar durch einen Kopfschuss mit Knochenabsplitterung, einem Bauchschuss und schließlich mit Erfrierungen zweiten Grades an beiden Beinen zusammen mit einer Lungenentzündung. Zwischen den Spitalsaufenthalten wird er immer wieder gerne als erfahrener Zugskommandant zur MG-Ausbildung der Rekruten beim Ersatztruppenkörper verwendet. Ende 1916, mittlerweile schon zum Offiziersstellvertreter befördert, zeichnet sich Josef Wagner, diesmal im Süden am Monte Cimone, erneut aus und wird im November 1916 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse dekoriert. Um mehr Regimenter zur Verfügung zu haben werden ab dem Jahre 1916 aus bestehenden Infanterie Regimentern durch die Abgabe von einzelnen Bataillonen neue Einheiten, und zwar im k.u.k. Heer mit den Nummern von 103 aufwärts, aufgestellt. Offiziersstellvertreter Josef Wagner wird auf diesem Weg nun Angehöriger des k.u.k. Infanterie Regiments Nr. 107. In diesem neuaufgestellten Regiment übernimmt der erfahrene Stabsunteroffizier das Kommando über einen Zug in der II. M.G.-Kompanie. Mit dieser neuen Einheit geht er abermals an den italienischen Kriegsschauplatz ab und erringt bis Kriegsende die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ein zweites Mal sowie die Goldene Tapferkeitsmedaille. Im Folgenden die schriftliche Eingabe des Regimentskommandos zum Antrag auf Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille: „Am 26. Juni 1918 war der Italiener am Col del Rosso in unsere Stellungen eingedrungen, die 5. und 8. Kompanie mit zwei Maschinengewehrzügen von denen einen Offiziersstellvertreter Wagner kommandierte, waren zum Gegenstoß angetreten, kamen jedoch wegen starkem feindlichen Maschinengewehrfeuer nur sehr schwer und mit großen Verlusten vorwärts. Am heftigsten wirkte ein feindliches Maschinengewehr aus nächster Distanz, dass die Vorrückung zur Strecke brachte. Wagner beschloss aus eigener Initiative dasselbe kampfunfähig zu machen. Mit Todesverachtung, trotzdem seine Bedienung große Verluste erlitt, durchschritt er als erster den stark bestrichenen Raum ohne Schutzschild, dessen Träger eben gefallen, bezog so knapp vor dem von Italienern besetzten Graben Feuerstellung. Nach den ersten Schüssen fällt der eine Vormeister, da springt Wagner selbst an die Maschine, nach kurzer Zeit ist das feindliche Maschinengewehr erledigt, der eigenen Infanterie der Weg in den Graben geebnet und das Aufrollen desselben ermöglicht. Mit der Infanterie ist auch Wagner schon im Graben, seine Maschinengewehre werden dort zerschossen, er aber verlässt die Kampfstellung nicht, mit Handgranaten springt er und seine Bedienung der, gegen eine große Übermacht kämpfenden, Infanterie bei, in erbittertem Handgemenge, Alle anfeuernd und Allen voran, gelingt es ihm schließlich den, sich zäh verteidigenden, Gegner niederzuringen und zu vernichten. Wagner hat durch sein über alle Maßen tapferes Verhalten ganz hervorragenden Anteil an dem Erfolgen am Ehrentage der Edelweißdivision. Auch an allen anderen schweren Tagen in der Zeit vom 15. Juni bis 30. Juni an welch letzterem er schwer verwundet wurde, war der kampferprobte Offiziersstellvertreter ein Beispiel eines von Heldenmut und treuer Pflichterfüllung beseelten Stabsunteroffiziers.“ Wie in dieser Eingabe angedeutet, wird Offiziersstellvertreter Wagner erneut, diesmal durch Steinschlag, schwer verwundet. Für die beschriebene Waffentat vom 26. Juni 1918 wird ihm am 22. Juli 1918 die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen, die amtliche Verlautbarung erfolgt aber erst mit dem Personalverordnungsblatt 72 vom 25. Juni 1919. Da sich Josef Wagner auf Genesungsurlaub zuhause befindet, wird im die Goldene Tapferkeitsmedaille vom Kommando des Regimentes einfach mit der Post heim geschickt! Das Jahrbuch "Der Kriegs-Kamerad" berichtet in der Ausgabe 1935 im Kalenderteil "Juni", zusammen mit untenstehender Zeichnung, über die Waffentat von Josef Wagner folgendermaßen: "Offiziersstellvertreter Josef Wagner des Infanterieregiments Nr. 107, nach einer mehrjährigen Dienstleistung im Bundesheer heute Offiziersstellvertreter i.R. - Nach der Junischlacht 1918 versuchten die Italiener in heftigen, durch Tage und Wochen währenden Gegenangriffe unsere braven Truppen aus dem erreichten Stellungen wieder hinauszuwerfen. Hiebei gelang es der feindlichen Übermacht vorübergehend, in die Stellung des Infanterieregiments Nr. 107 (im Jahre 1918 aus den Infanterieregimentern Nr. 7 und 47 gebildet). das im Verband der Edelweiß-Division den Col de Rosso besetzt hielt, einzudringen. Offiziersstellvertreter Wagner wurde als Zugskommandant der Maschinengewehr-Kompanie Nr. II/107 im Verein mit zwei Infanteriekompanien zum Gegenangriff eingesetzt. Als dieser durch lästiges, aus nächster Nähe wirksames italienisches Maschinengewehrfeuer ins Stocken geriet, ging Wagner mit seinen Maschinengewehren ohne Schutzschild vor, nahm Aufstellung vor der feindlichen Stellung und ließ diese unter kräftigen Feuer nehmen. Für diese Heldentat wurde er mit der 'Goldenen' ausgezeichnet." Nach dem Krieg verbleibt Offiziersstellvertreter Wagner weiter im aktiven Dienst, erst bei der Volkswehr, dann beim ersten österreichischen Bundesheer. 1922 heiratet er Anna (1893-1971) die Erbin eines bäuerlichen Gutes in St. Marienkirchen im Bezirk Schärding. Josef Wagner erkannte, dass im Bundesheer der 1. Republik auf Dauer keine Möglichkeiten für ihn mehr sein werden und entschloss sich also diesen Erbhof zu bewirtschaften. Am 1. Juli 1923 tritt er in den Ruhestand und widmet sich fortan mit der ihm eigenen Disziplin und Energie der Landwirtschaft. Das junge Paar hat in weiterer Folge vier Kinder, während der Sohn Manfred noch im Kleinkinderalter verstirbt werden Sieglinde (*1924), Siegfried (*1925) und Inge (*1930) erwachsen. Zeit seines Lebens ist Josef Wagner von seiner hervorragenden soldatischen Haltung geprägt. Er verlangt nicht nur Pflichttreue und Disziplin von anderen, er lebt sie auch selber vor, setzt sich, wo immer es nötig ist für die Gemeinschaft ein und bleibt stets ein patriotischer Österreicher. Der Einmarsch Deutscher Truppen im März 1938 bringen für ihn also vorerst Verhaftung und Verhöre. Er hat die zweifelhafte Ehre sich einige Wochen die Gefängniszelle mit dem vorherigen und späteren Landeshauptmann von Oberösterreich, Dr. Heinrich Gleißner, selber Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, zu teilen. Schließlich wird er zwar entlassen, steht aber weiterhin unter Beobachtung des Regimes. Es wundert also nicht weiter, dass er, im Gegensatz zu den meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, anlässlich des Jahrestages der Schlacht von Tanneberg Ende August 1939, nicht ehrenhalber zum Offizier befördert wird. Trotz seiner Gegnerschaft verlangt das NS-Regime Opfer von ihm. Sein einziger Sohn Siegfried wird zur Wehrmacht eingezogen und fällt, als Gefreiter, dekoriert mit dem EK II. und dem silbernen Verwundetenabzeichen, am 7. April 1945. Das Datum lässt den Verlust noch sinnloser erscheinen. Doch Josef Wagner erträgt diesen Schicksalsschlag und auch den Tod seiner Frau im Jahre 1971, mit soldatischer Haltung. Er kümmert sich vorbildlich um seinen Hof und setzt sich, da allgemein beliebt, für die Gemeinschaft ein wo er nur kann. Jahrelang ist er Obmann des örtlichen Molkereiverbandes ÖMOLK, was ihn oft nach Linz und gar Wien reisen lässt. Gelang es den Schicksalsschlägen nicht Josef Wagner zu beugen, schaffte es schließlich doch die Zeit. In seinen Achtzigern war er gezwungen einen Stock beim Gehen zu benutzen. Wie seine Enkelin berichtet, war ihm diese öffentliche Zurschaustellung von Schwäche zutiefst zuwider, er führte fortan ein zurückgezogenes Leben. Ganz besonders schlimm wurde es, als er erfuhr, dass die Gemeinde anlässlich seines bevorstehenden 90sten Geburtstages größere Feierlichkeiten zu seinen Ehren plante. Ein Auftritt als alter, gebrechlicher Mann am Stock vor allen Leuten die er kannte, schien ihm absolut unmöglich und die Sorge darüber beschäftigten ihn sehr. Und ein einziges Mal in seinem Leben „drückte“ sich Josef Wagner vor einer unangenehmen Aufgabe, er starb am 23. Februar 1982, drei Wochen vor seinem 90sten Geburtstag und den dazugehörigen Festlichkeiten. Er wurde auf dem Friedhof von St. Marienkirchen zur letzten Ruhe gebettet. Anmerkung: Seit 1995 vergibt die Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres in Enns, dem Vorbild der Jahrgangsnamen der Militärakademie in Wiener Neustadt folgend, Lehrgangsnamen und so erhielt der 26. Lehrgang 2012 den Namen "Offiziersstellvertreter Josef Wagner". © Jörg C. Steiner, Wien |
Zusätzliche Bilder
Der Kriegs-Kamerad Ausgabe 1935 |