Andreas Unterrainer 1891-1946 |
Andreas Unterrainer wurde am 26. April 1891 in Hofgastein, Bezirk St. Johann im Pongau, in Salzburg geboren. Im Jahre 1912 wurde er zum k.u.k. Infanterie Regiment „Khevenhüller“ Nr. 7 assentiert und diente somit zu Kriegsausbruch 1914 aktiv als Korporal in der 11. Feldkompanie. Mit dieser Einheit ging Unterrainer an die russische Front ab. In rascher Folge erwarb er als Korporal und später als titular Zugsführer, bis Jahresende 1914 die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. und 1. Klasse. Für sein vorbildliches Verhalten als Patrouillenkommandant bei den Naphtawerken am 7. und 8. November 1914 und dem Halten seiner Stellung als Zugskommandant auf der Tukarniahöhe - trotz schwerer Verwundung - vom 13. bis 18. November 1914 wurde ihm auf Antrag des Kommandos der 3. Armee die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Die Publizierung erfolgte am 19. Februar 1915. Die Kärntner Lokalzeitschrift „Freie Stimme“ berichtete am 27. Februar 1915 über den schwerverwundeten Helden wie folgt: „Als die 11. Kompanie 19 Tage im Totenwäldchen den Russen gegenüber lag, forderte die Zubringung der Menage gar manches Leben. Als Korporal Unterrainer dies sah, besorgte er es von da an stets selbst, auch im dichtesten Kugelregen. ‚Essen müssens, aber aus der Deckung aussa andre in den Tod schickn, dös bring i nöt übers Herz. Da stirb i viellieba selber!’ sagte er und handelte danach. Dieser Kameradschaft stand ebenbürtig echte Khevenhüllertreue den Offizieren gegenüber. Hörend, dass der Kompaniekommandant verwundet, meinte Unterrainer: ‚Amol muaß i no sei Hand druckn, ihm sogn, dass seine Leut ihn grüßen, ihn rächen werden!’ … und um dies zu tun, geht er im dichtesten Artillerie- und Infanterie-Feuer, hundertmal sein Leben gefährdend, hin. Was nützt da das Brummen über ‚unglaublichen Leichtsinn’, wenn glänzende Augen, warmer Händedruck die Rührung und Freude nicht verbergen können! Als bei R. (Naphtawerke) von einer freiwilligen Patrouille Unterrainer mit wunden Füßen im Momente des Kampfes zur Kompanie stieß und hörte, dass wieder Freiwillige zu einem kleineren, etwas verzweifelten Vorstoß gebraucht werden, konnte ihn niemand halten, er musste wieder dabei sein. Diesmal wär’s ihm bald schlecht bekommen. Angesichts der Kompanie zog er sich, vom Feinde umringt, in ein Haus zurück. Schuss auf Schuss streckte er die Kosaken nieder. Schrittweise kämpfend zieht er sich zu seiner Kompanie zurück. Bei Verteidigung des Duklapasses, wo Unterrainer die ihm zugewiesene Höhe sechs Tage und Nächte, bei minus 18 Grad Kälte, hielt, verließ er seine Aufstellung nicht vor vollendeter Erfüllung seiner Aufgabe, trotzdem ihm bereits beide Füße erfroren waren. ‚Kann i nöt gehen, s’ Schiaßen geht alleweil noch’ meint er und bleibt. Leider mussten Unterrainer hier in Klagenfurt im Marianum, wo er noch weilt, alle Zehen beider Füße amputiert werden. Und trotzdem war sein erster und einziger Wunsch, welchen er dem ihm besuchenden Kompaniekommandanten äußerte ‚Wieder Außi gegen die Russen gehen.’ Wirklich lieb Vaterland – mit solchen Männern magst ruhig sein! Unterrainer ist ein würdiger Vertreter seines Landes, seiner Kompanie und der glänzend sich haltenden Arbeiterschaft. Er wurde von seinem Kompaniekommandanten zur Goldenen Tapferkeitsmedaille beantragt und besitzt bereits die Große und Kleine Silberne.“ Am 5. Mai 1915 wurde titular Zugsführer Unterrainer, noch immer im Marianum liegend, die Goldene Tapferkeitsmedaille von Frau Landespräsidentin des Roten Kreuzes Gräfin Lodron und ihrem Gemahl überreicht und zusätzlich eine Gabe von 10 Kronen in Gold und einer Lederbrieftasche. Am 25. Mai 1915 schrieb Andreas Unterrainer an seine Mutter Emilie in Kitzbühel: „Ich bin bald ganz gesund - Gott sei Dank!“ doch damit sollte es nichts mehr werden. Durch die Amputation aller Zehen war er nun Kriegsinvalide und wurde als Zugsführer aus dem aktiven Dienst entlassen. Fortan konnte er nur unter Schmerzen mit Hilfe eines Stockes gehen. Im Jahre 1918 heiratete Andreas Unterrainer, gerade rechtzeitig vor der Geburt seines Sohnes und lies sich in Velden am See nieder, wo seine Ehefrau ein kleines Einfamilienhaus besaß. Mit den Ersparnissen und der kleinen Invalidenpension gelang es ein weiteres Haus zu erwerben und langfristig zu vermieten um daraus ein zusätzliches Einkommen zu erlangen. Dies war auch bitter nötig, denn Andreas Unterrainer konnte, zumal 65% Invalide, in seinem erlernten Beruf als Baupolier bzw. ab dem Jahre 1920 auch als Maurermeister kaum auf Dauer Arbeit finden. Im Jahre 1927 wurde ihm vom Verein „Alt-Österreich“ eine Ehrengabe in der Höhe von 100,- Schilling zuerkannt, trotzdem ging es der kleinen Familie zunehmend schlecht. Im Jahre 1936 wandte sich Unterrainer verzweifelt um Hilfe an den Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille, da eine Zwangsversteigerung zumindest eines Hauses unmittelbar bevorstand. Eine erstrebte Anstellung im öffentlichen Dienst, bei Land, Gemeinde oder Bezirkshauptmannschaft wurde ebenfalls mehrfach, aufgrund seiner Invalidität, abgewiesen. Nach der Besetzung Österreichs durch die Truppen Großdeutschlands wurde Unterrainer, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, ehrenhalber per 12. März 1940 zum Leutnant außer Dienst in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht ernannt. Aufgrund seiner Verwundung war ein weiterer Kriegsdienst eher unwahrscheinlich. Am 19. Februar 1946 verstarb Andreas Unterrainer, nur zwei Monate vor seinem 55. Geburtstag, in Velden am Wörthersee. © Jörg C. Steiner, Wien |