Franz Simmer 1891-1969 |
Franz Simmer wurde am 25. Juli 1891 in Imming bei Niederthalheim im Bezirk Vöcklabruck in Oberösterreich geboren. Er rückte am 25. August 1914 zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 59 nach Salzburg ein und ging nach entsprechender Grundausbildung Anfang November mit dem 6. Marsch-Baon nach Galizien ab. In den Kämpfen an der Karpatenfront erhielt er einen Armschuss und wurde nach der Versorgung im Spital in Krakau wieder zum Kader nach Salzburg versetzt. Am 31. Jänner 1915 ging es zum zweiten Mal an die russische Front in die Karpaten. Simmer machte die Maioffensive 1915 mit, den Durchbruch Gorlice-Tarnow, Lublin, Luck, Kowel und Cholm sind weitere Stationen, bis er am 15. September 1915, schwer an der Ruhr erkrankt, ins Spital - erst nach Luck und später nach Znaim - abgeschoben wird. Vom Kader in Salzburg geht es am 26. August 1916 wieder ins Feld, diesmal in den Süden gegen Italien. Nach den Kämpfen um den Monte Cimone wird Franz Simmer mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille (27. August 1917) ausgezeichnet und beim folgenden Vormarsch von Feltre, Belluno, Monte Grappa erwirbt er sich die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse (18. Dezember 1917). Im Jänner 1918 erfolgt nach der Retablierung in Wien die Sturmtrupp-Ausbildung in Bruck an der Leitha. Zur Juni-Offensive 1918 kehrt Zugsführer Franz Simmer als Angehöriger der 7. Sturmkompanie des 2. Sturmbataillons der Edelweißdivision des 6. Korps unter G.d.I. Emil Kletter von Gromnik auf den italienischen Kriegsschauplatz zurück. Bei der Erstürmung des Col die Rosso erwirbt er sich die Goldene Tapferkeitsmedaille. Er selbst beschreibt dies so: „Ich erhielt die Goldene bei der Offensive am 15. Juni 1918. Ich diente zu dieser Zeit beim Sturmbaon der Edelweißdivision. Ich erwarb mir die Goldene beim Sturmangriff am Mt. Colderossa. Ich griff am Hauptstützpunkt an, wo das Vorterrain durch eine starke Feldwache besetzt war. Ich stürmte mit 4 Mann, wir haben die Feldwache ausgeschaltet, drangen in den Hauptgraben ein, machten dort 130 Gefangene und erbeuteten dabei 2 M.G. und ein Mitralleusegewehr.“ Im Kriegsarchiv in Wien ist folgendes Protokoll, angelegt und unterzeichnet vom Kompanie-Kommandanten Oberleutnant Kirnbauer, erhalten geblieben, das wesentlich ausführlicher und eindrucksvoller die Umstände wiedergibt: „Protokoll – Aufgenommen mit dem Leutnant i.d.Res. Edmund Hainisch und dem Stabsfeldwebel Josef Kellner über das Verhalten des Zugsführers Franz Simmer beim Angriff auf die ital. Stellung am Col del Rosso am 15. Juni 1918. – Beide Zeugen geben übereinstimmend an: Zugsführer Simmer, Patrouille Kmdt. der Patr.I. des 2. Sturmzuges verhielt sich beim Angriff auf die ital. Stellung am Col del Rosso am 15. Juni ganz hervorragend tapfer und feuerte durch sein Beispiel und Zueifer die Mannschaft, die durch das außerordentlich heftige Handgranaten- und M.G.-Feuer des Gegners Kopfscheu gemacht, gestürmt gesehen wollte, immer wieder an, sodass ohne weiters behauptet werden kann, dass ohne sein tatkräftiges Eingreifen das Eindringen in die fdl. Stellung wahrscheinlich nicht gelungen wäre. Nach dreimal missglückter Sprengung überkletterte Zugsfr. Simmer zugleich mit Stabsfeldw. Kellner und Korp. Bittendorfer als erster das feindl. Hindernis, rollte mit seiner Patr. die erste und zweite fdl. Linie vollkommen auf und drang noch weit gegen die dritte Linie des Feindes vor. Erst durch gänzlichen Munitionsmangel zur Rückkehr gezwungen, hielt Zgfr. Simmer mit den noch übrigen Leuten die ganze Nacht vor der 2. fdl. Stellung, nahm am Morgen des 16. Juni an dem neuerlichen Angriff auf die feindliche Linie teil, drang abermals in den Graben des Gegners ein und ging erst auf Befehl seines Komp.Kmdt. wieder zurück. In Anbetracht des hervorragenden Anteils, den dieser brave Unteroffizier an dem ganzen Unternehmen hat, wird seiner Auszeichnung mit der goldenen Tapferkeitsmedaille mit Schreiben beantragt.“ Mittlerweile war Zugsführer Franz Simmer wieder schwer an der Ruhr erkrankt und nach Versorgung in einem ungarischen Spital auf Urlaub nachhause geschickt, wo ihm am 4. Juli 1918 die Goldene Tapferkeitsmedaille – Bronze vergoldet mit „Austauschberechtigung“ – per Post nachgeschickt worden ist. Obwohl er noch zur Rekognoszierungs-Abteilung nach Salzburg einrückend gemacht wird, kommt er nicht mehr an die Front und wird am 3. November 1918 auf Dauer in die Heimat entlassen. Franz Simmer findet in seinem erlernten Beruf als Zimmermann eine Anstellung in Schwanenstadt, lässt sich dort nieder, gründet eine Familie. 1925 versucht er sein Glück in der Landwirtschaft, wird aber ab Juni 1936 arbeitslos. Leider lässt sich über seinen weiteren Lebensweg wenig herausfinden. Aufgrund des Tanneberg-Erlasses wird er per 12. Oktober 1939 zum Leutnant a. D. der Landwehr in der Deutschen Wehrmacht befördert. Am 2. Juli 1969 verstirbt Franz Simmer in Schwanenstadt (Oberösterreich), wo heute, ihm zu Ehren und zum Andenken, ein „Goldener-Simmer-Weg“ existiert. Anmerkung: Seit 1995 vergibt die Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres in Enns, dem Vorbild der Jahrgangsnamen der Militärakademie in Wiener Neustadt folgend, Lehrgangsnamen und so erhielt der 23. Lehrgang 2010 den Namen "Zugsführer Franz Simmer". © Jörg C. Steiner, Wien |