Rudolf Schwemberger

1885-1964

 

Rudolf Schwemberger wurde am 5. Juli 1885 in Bozen geboren. Nach Besuch der Volksschule in Brixen übersiedelte seine Familie nach Hall in Nordtirol, wo er seine Ausbildung zu Ende führte um schließlich das Handwerk eines Waffenschmiedes zu erlernen. Diesen Beruf übte er auch ab 1903 in Hall aus, bis er 1906 zum 2. Regiment Tiroler Kaiserjäger nach Brixen eingezogen wurde, wo er bis 1909 seinen Wehrdienst ableistete.

Im Februar 1910 trat er in den Staatsdienst ein und zwar bei der k.k. Finanzwache in Kufstein, wo er bis Kriegsbeginn Dienst tat. Gleich im August 1914 wurde Rudolf Schwemberger als Reserve-Zugsführer in sein Stammregiment einberufen und ging im Verbande der 16. Feldkompanie nach Galizien an die russische Front ab.

In rascher Folge erwarb er im Februar 1915 zuerst die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und danach jene 1. Klasse. Eine schwer, im Felde zugezogene Krankheit zwang ihn jedoch von Mai bis Dezember 1915 zu einem Spitalsaufenthalt in Beneschau. Diese Gelegenheit nützte Rudolf Schwemberger um am 6. September 1915 Frau Anna Hanusch zu ehelichen, die ihm in weiterer Folge acht Kinder schenken sollte. Nach seiner Genesung rückte er im Frühjahr 1916 wieder zu seinem Regiment ein, das mittlerweile an die Südfront verlegt worden war.

Hier wurde Rudolf Schwemberger, der mittlerweile zum Stabsoberjäger befördert worden war, als Zugskommandant im Rahmen der 7. Feldkompanie eingesetzt. In dieser Funktion konnte er auch im Oktober 1917 die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen. Im entsprechenden Belohnungsantrag heißt es wie folgt:

Meldete sich am 11. Oktober 1917 freiwillig zu einer wichtigen Rekognoszierung der feindlichen Stellung auf der Nordkuppe des Monte Piano. Er führte mit Zugsführer Hütter derselben Kompanie seine Aufgabe in hervorragend schneidiger Weise auf nächste Distanz vom Feinde durch. Die Unternehmung hatte vollen Erfolg und brachte wichtige Aufschlüsse über die feindlichen Stellungen. Kurz vor Einrücken wurde er durch eine Handgranate derart schwer im Gesicht verwundet, dass er höchstwahrscheinlich sein Augenlicht verlieren wird. Stabsoberjäger Schwemberger ist einer der Besten und Bravsten des Baons. Als Kommandant in höchsten Grade energisch, selbständig, stets bereit zu gefahrvollen Patrouillen, unermüdlich im Dienste, mit Liebe und Seele Soldat, hat er während des Krieges stets mit voller Hingabe seinen Dienst erfüllt und immer mehr geleistet, als es Gehorsam und Soldatenpflicht verlangen.

Die genannte schwere Verwundung wurde zuerst in Innsbruck, dann in Kufstein behandelt und die Ärzte konnten schließlich den Verlust des Augenlichtes verhindern, für Rudolf Schwemberger bedeutete es allerdings einen, von Mitte Oktober 1917 bis Anfang Jänner 1919 andauernden, Spitalsaufenthalt!

Während dieser langen Spitalspflege erhielt er das Karl-Truppen-Kreuz, die Verwundetenmedaille mit zwei Bandstreifen, wurde zum Reserve-Offiziersstellverteter befördert und es wurde ihm natürlich die Goldene Tapferkeitsmedaille überreicht - ohne Verleihungsfeier, einfach so gegen Revers auf die Hand! Zeitlebens ist Offiziersstellvertreter Schwemberger über diese Behandlung verärgert und zutiefst gekränkt. Möglicherweise ein Grund dafür, dass er die ihm übergebene Tapferkeitsmedaille mit dem Bildnis von Kaiser Karl niemals trägt, sondern immer ein Ersatzstück mit dem Bildnis von Kaiser Franz Joseph.

Nach seiner Genesung kehrte er wieder in den Dienst bei der Zollwache zurück, wo er schon bald Leiter des Straßenzollamts in Kiefersfelden wurde. Nach dem Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich wurden, anlässlich des 25sten Jahrestages der Schlacht von Tannenberg am 27. August 1939, viele Träger höchster Tapferkeitsauszeichnungen ehrenhalber zu Offizieren in der deutschen Wehmacht befördert. Zollwach-Inspektor Rudolf Schwemberger war einer der wenigen, dem diese Ehre nicht zu teil wurde. Offenbar hatten die neuen Machthaber Zweifel an seiner politischen Gesinnung, die zwar nicht ausreichten ihn, wie andere Träger der Goldenen, zu internieren oder anderer Repressalien auszusetzen, aber für unbedenklich konnten sie ihn auch nicht erklären.

Rudolf Schwemberger blieb bis zu seiner Pensionierung als Zollwach-Gruppeninspektor im Jahre 1950 Zollamtsleiter in Kiefersfeld. Seine Ruhejahre verbrachte er mit seiner Frau in Innsbruck. Am 9. November 1964 verstirbt Rudolf Schwemberger in Innsbruck, sein Grab befindet sich am Pradler-Friedhof.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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