Samuel Schober 1890-1970 |
Samuel Schober wurde am 13. Juni 1890 in Buchschachen Markt Allhau im Bezirk Oberwart geboren und seine Eltern Samuel und Elisabeth (geb. Koch) ließen ihn evangelisch AB taufen. Sein Geburtsort lag damals in der ungarischen Reichshälfte, heute im österreichischen Bundesland Burgenland. Im Jahre 1912 rückt Schober zum Pionier Baon Nr. 5 nach Poszony (deutsch: Pressburg, heute Bratislava) ein und entschied sich für eine Karriere als Berufssoldat. Im Jahre 1917 heiratete er, mittlerweile schon zum Korporal in der 3. Kompanie befördert, Frau Theresia Binder. Samuel Schober machte mit seiner Einheit, die 1917 in Sappeur Baon „Poszony“ Nr.23 (3.Komp.) umbenannt worden ist, alle Einsätze an der Ost- und Südfront mit. Er wurde einmal durch ein Sprengstück an der Hand verwundet und erwarb die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und die Bronzene Tapferkeitsmedaille sowie das Unteroffiziersdienstzeichen für 6 Jahre und das Karl-Truppen-Kreuz. Die Goldene Tapferkeitsmedaille erwarb er sich beim legendären Übergang über die Piave Mitte Juni 1918. Auf Anregung des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille schilderte die Umstände seiner Waffentat wie folgt: (Offensichtliche Rechtschreibfehler wurden korrigiert) „Es war am 15. Juni 1918 bei der Piaveoffensive und ich will meine Taten schreiben wo für ich die Goldene Tapferkeitsmedaille bekommen habe. Ich hatte die Aufgabe den zweiten Arm der Piave zu überschiffen, den ersten Arm mussten die Soldaten durchwaten denn das Wasser war nicht tief. Mit Hilfe der Infanterie zogen wir einen Vierteiler-Ponton über Sand und Stein zur Überschiffungsstelle, die ich bereits gewußt hatte, den ich und mein Hauptmann schon vorabends rekognosziert hatten. Das Wasser war 40-50 Meter breit. Ich hatte das Fahrzeug mit Doppelanker befestigt und in kurzer Zeit begann das Überschiffen. Ich und 4 Mann Pioniere in schwerem feindlichen Feuer ist es uns gelungen unter einigen Stunden 5000 bis 6000 Mann zu überschiffen. Wir machten zuerst überhaupt kein Ziel, denn es war früher Morgen da ruhten Rauch und Nebel von den vielen Minen und Geschossen, als aber die Sonne aufging und Rauch und Nebel vertrieb und der Feind sah von Montello aus wo der Übergang eigentlich ist, so wurde ich so furchtbar beschossen bis eine Granate unser Fahrzeug getroffen hatte und dieses auf der Stelle unterging, 2 Pioniere von meiner Mannschaft fanden durch Feuer und Wellen den Heldentod. Ich und 2 Pioniere konnten uns mit schwerer Mühe retten. Da ich noch eine Zille zur Verfügung hatte, konnte ich noch einige Soldaten retten. Es war ein wirkliches Schlachtfeld an der Stelle wo ich im Dienste stand. Ich überschiffte weiter mit der Zille Verwundete, es wurde ruhiger, denn der Montello wurde bereits eingenommen. Am Abend bauten wir die Brücke, die das Hochwasser am 2ten Tage weggerissen hat. Nach einigen Tagen kam der Rückzug, da stellte mich mein Hauptmann wieder auf einen wichtigen Posten. Ich war am feindlichen Ufer und leitete das Einschiffen, denn es weis jeder Soldat was bei Rückzug für eine Unordnung ist. Um 7 Uhr früh konnte ich melden, das Alles herüber ist. Am Abend bekam wieder eine Heldentat zur Ausführung: Es kam der Befehl eine Nachhut ist zum Holen vom jenseitigen Ufer, ich fuhr freiwillig mit 12 Mann hinüber um zu holen. Kamen aber zur feindlichen Abteilung, die schossen auf uns 20 Schritte. Ich kommandierte „Sturm“ und wir schlugen sie zurück, erbeuteten das Maschinengewehr und mit wenigen Verlusten fuhr ich zurück.“ Für diese Taten wurde Korporal Samuel Schober mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und zum Zugsführer befördert. Die Überreichung erfolgt wie er schrieb: „am 28. August 1918 um 5 Uhr nachmittags an der Front durch meinen Hauptmann“. Die überreichte Tapferkeitsmedaille mit dem Bildnis von Kaiser Karl war nur noch vergoldete Bronze und sollte nach dem Krieg gegen eine „echte Goldene“ ausgetauscht werden, doch dazu kam es natürlich nicht mehr. Auch in der Armee des neuen Staates Österreich war kein Platz mehr für hochausgezeichnete Berufsunteroffiziere wie Samuel Schober, selbst die mit der Tapferkeitsmedaille verbundene Auszahlung eines Ehrensolds wurde bis Anfang der 1930er Jahre vom österreichischen Staat verweigert. Da doch sehr viele dieser Helden eines nicht mehr existierenden Staates in sehr schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen ihr Leben fristen mussten, waren die Zahlungen von 50,- Schillig (einmal jährlich!) Tapferkeitsmedaillenzulage ab 1931 dann zwar noch immer sehr wenig, aber ein wichtiger Bestandteil des Überlebens. Verschiedenen Fonds und Vereine (Altösterreich, Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille, Starhembergfond, Altneustadt usw.) konnten durch Sach- und Geldspenden ab den 30er Jahren einigen besonders Betroffenen helfen. Samuel Schober erhielt zum Beispiel im Jahre 1935 aus dem Schuschniggfond eine einmalige Unterstützung von 228,- Schillig. Der Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille forderte im Jahre 1936 nicht nur ihre Mitglieder auf Beschreibungen ihrer Waffentaten einzuschicken, sondern auch ihre aktuellen Lebensumstände zu schildern. Samuel Schober tat dies mit wenigen, aber sehr beeindruckenden Worten: „Ich lebe heute in nicht guten Verhältnissen. Ich lebe mit meiner Frau und 2 Söhnen, 19 und 17 Jahre, bei meiner Schwiegermutter, arbeite für Kost. Sie hat eine kleine Landwirtschaft und wir leben im guten Hoffen auf bessere Zeiten. Für Kleider, Schuhe habe ich durch meinen Nebenberuf zu sorgen, da muss man schauen, das man manchesmal einige Tage Arbeit bekommt. Ich habe neben der landwirtschaftlichen Arbeit meinen Zimmerer Beruf betrieben. Es ist aber seit einigen Jahren schlecht und schwer eine Arbeit zu bekommen. Auf Arbeitslose Unterstützung habe ich nie reflektiert und auch niemals bekommen.“ Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich wurden die meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, anlässlich des Jahrestages der Schlacht von Tannenberg, ehrenhalber zum Leutnant in der Reserve der Wehrmacht befördert. Ob dies bei Samuel Schober auch der Fall war konnte leider nicht ermittelt werden, da bis dato die Ernennungserlässe für die burgenländischen Wehrkreise nicht aufgefunden werden konnten. Ebenso konnte nicht ermittelt werden ob Samuel Schober während des 2. Weltkrieges zur Dienstleistung herangezogen worden ist. Aufgrund seines Alters ist das – im Vergleich zu anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille – aber ziemlich sicher. Samuel Schober verstarb am 26. April 1970 in seiner Heimatgemeinde Buchschachen. © Jörg C. Steiner, Wien |