Josef Schgaguler

1881-1938

 

Josef Schgaguler wurde am 24. November 1881 in Eppan (Überetsch) in Südtirol. als Spross einer alten Kastellruther Familie, geboren. Nach der Volksschule erlernte er den Hotelberuf und sammelte erste Erfahrungen in den zahlreichen Beherbergungsbetrieben seiner engeren Heimat und schließlich im weltberühmten Hotel Pupp als Portier. Im Jahre 1902 absolvierte er seinen Wehrdienst im k.k. Landesschützenregiment Nr. II. Danach bekam er abermals eine Stelle an der Rezeption des Grandhotels Pupp in Karlsbad. Zu Kriegsbeginn, im Range eines Unterjägers eingezogen, war er zuerst am russischen, danach am italienischen Kriegsschauplatz tätig.

Am 14. September 1915 befehligte er eine 13 Mann starke Feldwache am Paradiso-Sockel südlich des Tonalepaß in 2.660 m Höhe. Nach entsprechender Artillerievorbereitung wurde seine Position von überlegenen Kräften, angeblich 2 Kompanien Alpini, angegriffen. Neben einigen Toten waren praktisch alle Mann verwundet, auch Unterjäger Schgaguler erhielt einen Kopfschuss und, obwohl er sich verzweifelt wehrte geriet er doch in italienische Gefangenschaft. Durch Signale warnte und leitete er die herannahenden eigenen Truppen und weigerte sich standhaft mit den sich zurückziehenden Italienern mitzukommen. Endlich konnte er und zwei weitere Kameraden befreit werden. Trotz der schweren Kopfverletzung beteiligte er sich noch weitere sechs Stunden am folgenden Gefecht, bevor er, aufgrund des Blutverlustes total erschöpft, zurückgebracht werden musste.

Die Tiroler Soldaten-Zeitung brachte einen Bericht darüber, der in zahlreichen anderen Zeitungen übernommen wurde: "Unterjäger Schgaguler eines Lsch.-Rgts. führte wiederholt schwierige Hochgebirgspatrouillen mit besonderer Umsicht und Tapferkeit, zeichnete sich aber ganz besonders in einem Gefecht am 14. September in 3000 Meter Höhe aus. Er wurde verwundet, kämpfte aber tapfer weiter, geriet in Feindeshand, verständigte nun durch Zeichen die eigenen heranrückenden Leute und weigerte sich, dem zurück müssenden Feinde zu folgen. Endlich konnte er mit zwei anderen gefangenen Kameraden wieder befreit werden, worauf sich Schgaguler trotz seiner schmerzhaften Kopfverletzung noch volle 6 Stunden am Gefecht beteiligte. Durch Blutverlust erschöpft, mußte er dann endlich zurückgebracht werden.

Für dieses ganz besonders tapfere, mustergültige und umsichtige Verhalten vor dem Feinde heftete ihm Seine kaiserliche Hoheit der Erzherzog-Thronfolger im Spitale persönlich die ihm von Seiner kaiserlichen Hoheit Generaloberst Erzherzog Eugen verliehene goldene Tapferkeitsmedaille an die Brust."

Nachdem er aus dem Spital in Malé entlassen wurde, verblieben ihm jedoch weiterhin noch einige Jahre immer wieder auftretende starke Schmerzen und eine qualvolle Schlaflosigkeit bis an sein Lebensende. Aufgrund des Erlassen von Kaiser Karl nachdem Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille wenn möglich aus der vordersten Front abzuziehen wären um in der Ausbildung ihre Erfahrungen weitergeben zu können verbrachte Josef Schgaguler mehrere Monate beim Ersatzkader wo er zum Oberjäger befördert wurde und mit dem Eisernen Verdienstkreuz mit der Krone sowie mit dem Karl-Truppen-Kreuz beteilt wurde. Zu Kriegsende abermals an die vorderste Front transferiert geriet er unverschuldet in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst am 16. August 1919 heimkehrte.

Josef Schgaguler wandte sich wieder seinem erlernten Beruf zu und es gelang ihm wieder im Hotel Pupp im weltbekannten Kurort Karlsbad eine Anstellung, diesmal als Sekretär zu erlangen. Sein Sprachtalent und seine feinen Umgangsformen verliehen ihm eine besondere Eignung dafür. Hier heiratete er auch das Fräulen Emy von Stanchina, die ihm zwei Kinder schenkte. Nach fast 30 Jahren treuer Dienste im heute noch bestehenden Hotel Pupp, musste er seine Stellung dort Ende 1934 aufgeben, da ihm als Ausländer die Arbeit in der tschechoslowakischen Republik durch die Behörden verwehrt wurde. Josef Schgaguler zog sich mit seiner kleinen Familie als Privatmann in ein Landhaus nach Brixen zurück. Anlässlich einer geschäftlichen Fahrt über den Brenner zu einem Termin in Innsbruck wo er am 3. März 1938 in seinem Zimmer leblos aufgefunden wurde. Er wurde sofort ins Spital gebracht, wo man ihn aber nicht mehr retten konnte. Josef Schgaguler verstarb am 4. März 1938 ohne wieder das Bewusstsein erlangt zu haben.

Da er, aufgrund seiner schweren Kopfverletzung unter extremer Schlaflosigkeit litt und daher ein gewisser Gewöhnungseffekt sicher schon eingetreten war, hatte er eine relativ hohe Dosis eines Schlafmittel eingenommen. Dies führte sofort, auch in der lokalen Presse, zu haltlosen Spekulationen bis zur Unterstellung eines Suizides. Die daher eingeleitete amtliche Untersuchung ergab aber einwandfrei als Todesursache eine Gehirnblutung und eine nicht erkannte Lungenentzündung. Im Tiroler Anzeiger erschien ein ehrender Nachruf und der Kaiserschützenbund Innsbruck richtete das Begräbnis aus. Neben der Fahne und der Abordnung der Innsbrucker Kaiserschützen, kamen natürlich auch Kameraden aus Brixen und anderen Orten um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Oberst Peer und Generalmajor Hermanny-Miksch hielten Ansprachen am offenen Grab.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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