Bonifaz Sander

1884-1972

 

Bonifaz Sander wurde am 11. Juni 1884 in Schruns, Bezirk Bludenz in Vorarlberg geboren. Zum regulären Militärdienst wurde er zum k.k. Landesschützenregiment „Bozen“ Nr. II, später umbenannt in Kaiserschützen, im Jahre 1907 eingezogen. Zu Kriegsbeginn als Unterjäger (Korporal) der Reserve zu diesem Regiment einberufen, fand er Verwendung im III. Bataillon in der 10. Feldkompanie. Zuerst bewährte sich Sander am östlichen Kriegsschauplatz, wo er in den Karpaten am 12. Mai 1915 die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse holte.

Ein Durchschuss des linken Oberarmes bedingte einen längeren Lazarettaufenthalt. Wieder genesen, folgte er dem Regiment an die Südfront gegen Italien. Im neuen Frontabschnitt zeichnete sich Unterjäger Sander, diesmal als Kommandant einer Sturmpatrouille, erneut aus und wurde am 20. Mai 1917 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse dekoriert.

Beim Sturmangriff und der anschließenden Eroberung des Monte Ortigara le Pozze am 25. Juni 1917 konnte sich Unterjäger Sander als Kommandant einer Sturmpatrouille abermals besonders auszeichnen. Im Belohungsantrag heißt es:

Reserve-Unterjäger Bonifaz Sander ist bei der Einnahme des Monte Ortigara am 25. Juni 1917 als Erster des Bataillons mit seiner Sturmpatrouille durch die feindliche Stellung hindurchstossend in die zu erreichende Stellung eingedrungen und machte mitten in die Reserve des Feindes vorstoßend mit seiner Patrouille über 200 feindliche Gefangene, nachdem er ein in Feuerstellung gebrachtes feindliches Maschinengewehr, dass das Vorgehen des eigenen linken Flügels verhinderte, überwältigte. Durch sein schneidiges Vorgehen konnte der numerisch weit überlegene Feind geworfen werden.

Für diese Waffentat wurde Unterjäger Bonifaz Sander am 14. Juli 1917 die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Die amtliche Veröffentlichung im Verordnungsblatt erfolgte erst am 5. Juni 1918.

Nach dem Krieg kehrte Bonifaz Sander in seine Heimatgemeinde Schruns zurück, heiratete und führte ein erfolgreiches Leben als Versicherungsagent. Bonifaz, genannt „Boni“, Sander wurde Repräsentant der Wiener Allgemeinen Versicherungsgesellschaft Phönix und zusätzlich General-Agent für das Land Vorarlberg mit dem Titel „Oberinspektor“ der Victoria Versicherung, was ihm ein gutes Auskommen für Frau und Tochter einbrachte. Er ist einer das ganz wenigen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, der, von jenen im Staatsdienst abgesehen, in der schweren Zeit zwischen den Kriegen nicht klagen konnte (oder wollte). Im Gegenteil, er übte seinen Beruf mit Leidenschaft und Freude aus und war davon überzeugt, dass ihm die „Goldene“ zusätzlich Vertrauen und Wertschätzung bei seinen Kunden einbrachte.

Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Österreich wurde Bonifaz Sander, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, ehrenhalber am 12. März 1939 zum Leutnant in der Deutschen Wehrmacht befördert. Leider konnte über seinen weiteren Lebensweg nur wenig in Erfahrung gebracht werden. Nachdem er nach 1945 im „Ring der österreichischen Goldenen Tapferkeitsmedaille“ aktiv war, gehörte er auch zu den wenigen überlebenden Trägern dieser höchsten Tapferkeitsauszeichnung, die 1968 vom Vorarlberger Landeshauptmann anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Kriegsendes empfangen wurden. Bonifaz Sander verstarb am 3. Juli 1972 in seiner Heimatgemeinde Schruns, wo er auch unter großer Anteilnahme der Kameraden am örtlichen Friedhof beigesetzt wurde.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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