Viktor Rußegger 1896-1982 |
Viktor Rußegger wurde am 27. April 1896 in Weyer an der Enns, Bezirk Steyr in Oberösterreich geboren. Als Student meldete er sich freiwillig als Reserveoffiziersanwärter und wurde am 6. März 1915 zum Einjährig-Freiwilligen Jahr nach Salzburg zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr.59 eingezogen. Am 20. Mai 1915 erfolgte seine Beförderung zum EF-Gefreiten und am 23. Juni 1915 zum EF-Korporal. Am 2. September 1915 wurde er durch einen Granatsplitter im Oberschenkel verwundet. Nach seiner Genesung absolvierte er die übrige Ausbildung zum Reserve-Offizier und wurde mit 1. April 1917 zum Fähnrich der Reserve befördert. Nach entsprechender Sturm-Ausbildung wurde er dem Sturmbataillon der Edelweißdivision zugeteilt. Beim Sturmangriff auf den Col del Rosso am 15. bzw. 16. Juni 1918 konnte sich Fähnrich d. Res. Rußegger die Goldene Tapferkeitsmedaille erwerben. In den nur 1.200 Meter breiten Gefechtsstreifen der Edelweißdivision trat die 5. Infanteriebrigade, mit dem k.u.k. Infanterie Regiment „Hessen“ Nr. 14 und dem k.u.k. Infanterie Regiment „Rainer“ Nr. 59, am 15. Juni 1918 zum Sturmangriff auf den Col del Rosso an, während die 6. Infanteriebrigade zunächst als Reserve in der Frenzela Schlucht stand. Den direkten Angriff auf die stark ausgebauten Stellungen der Italiener auf dem Col del Rosso hatte das Salzburger Rainerregiment mit drei Bataillonen zu führen. Der Angriffsablauf sollte so erfolgen, dass den, in Sturmkolonnen von links und rechts gruppierte Kompanien 11, 9 und 10, die in zwei Wellen vorzugehen hatten, als dritte Welle zwei Infanteriezüge der 12. Kompanie und die 11. und 12. Sturmpatrouille unter dem Kommando von Leutnant Josef Sippel und Fähnrich Viktor Rußegger, der sich bei der 9. Kompanie in der Mittelkolonne befand, nachfolgen sollte. Über die Ereignisse des folgenden Sturmangriffes gibt die Regimentsgeschichte des IR 59 ausführlich Auskunft, wobei Fähnrich Rußegger auch mehrmals namentlich dabei genannt wurde. Im Folgenden die unterzeichnete Zeugenaussage von Leutnant Josef Reisenauer und Oberleutnant Hans Schmidt über das beispiellose Verhalten Fähnrichs Rußeggers, das schließlich zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille geführt hat: „Beide Augenzeugen geben übereinstimmend an: Fähnrich Rußegger, Kommandant der 3. Sturmwelle eilte mit seinen Leuten, als er das Stocken des ganzen Angriffes infolge Unversehrtheit des feindlichen Hindernisses bemerkte, aus eigener Intuition sofort vor und beteiligte sich in beigeistensder Weise am Einbrechen in die feindlichen Linie. Den Graben aufrollend, gelangte Fähnrich Rußegger mit einigen Leuten knapp vor der zweiten feindlichen Linie auf ein feindliches M.G.-Nest, das durch sein flankierendes Feuer der eigenen vorrückenden Infanterie empfindlichen Schaden zufügte. Trotzdem er dasselbe sofort energisch anging, gelang es ihm nicht, das M.G.-Nest zu nehmen. Obwohl er bei dieser Gelegenheit die Mehrzahl seiner Leute verlor, ließ er doch den Mut nicht sinken. Kurz entschlossen raffte er einige Infanteristen der nachkommenden Welle, die infolge des mächtigen M.G.-Feuers weiter rückwärts Deckung gesucht hatten, zusammen und ging ohne Zaudern zum zweiten Male die feindliche M.G.-Stellung an. Durch mächtiges Handgranatenfeuer gelang es ihm, die dort eingebauten Maschinengewehre zum Schweigen zu bringen. Obwohl das Sturmbaon bereits am Abend des gleichen Tages zurückgezogen wurde, verblieb Fähnrich Rußegger mit seiner Handvoll Leuten die ganze Nacht in der vordersten Kopfstellung der zweiten feindlichen Linie. Die darauf folgenden mächtigen feindlichen Gegenangriffe, von welchen einer drei volle Stunden dauerte, scheiterten hauptsächlich an der bewundernswerten Schneid und Ausdauer, mit welcher Fähnrich Rußegger und seine Leute diese am heißesten umstrittene Kampfstellung verteidigten und nach harten Handgranatenkampf schließlich auch behaupteten. Wäre diese Kopfstellung in die Hände des Feindes geraten, so wäre ein längeres Behaupten dieser Stellung unmöglich und das Zurückgehen auf die erste Linie unweigerlich gewesen. Nur dem opfermutigen, mit unglaublicher Kaltblütigkeit kämpferischen, tapferen Sturmoffizier ist es zu verdanken, dass sich die mit schweren Opfern gewonnene feindliche Stellung noch im Besitze der eigenen Truppe befindet und es wird hiermit dieser zur Auszeichnung mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille beantragt.“ Fähnrich Viktor Rußegger, der bereits am 17. Juni 1918 durch einen Gasangriff schwer verwundet worden ist, wurde für sein Verhalten am 15. und 16. Juni am Col del Rosso, wie beantragt, am 7. Juli 1918 mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille belohnt. Die Goldene Tapferkeitsmedaille wurde ihm, zusammen mit dem am 5. Juli 1918 zuerkannten Karl-Truppen-Kreuz, im August vom Chefarzt des Spitales in Waidhofen/Ybbs, in dem er wegen seiner Gasvergiftung behandelt wurde, überreicht. Nach dem Krieg studierte Viktor Rußegger Pharmazie und übernahm, nach seiner Promotion zum Magister und einer nur kurzen, dreimonatigen Arbeitssuche, als Leiter die Stadtapotheke in Vöcklabruck (Oberösterreich). Mit seiner Gattin Viktoria hatte er drei Töchter, von denen eine später ebenfalls in die beruflichen Fußstapfen des Vaters treten sollte. Viktor Rußegger war Mitglied im Kameradschaftsverband Vöcklabruck und im Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille, sowie Ehrenmitglied des Rainerbundes. Er verstarb am 14. August 1982 und wurde am Friedhof Maria-Schöndorf in Vöcklabruck beigesetzt. © Jörg C. Steiner, Wien |