Franz Ronovsky 1887-1941 |
Franz Ronovsky wurde am 12. November 1887 in Pfauendorf Bezirk Deutschbrod in Böhmen geboren. Wie viele seiner Landsleute wurde er zum Kriegsmarine assentiert, wo er schließlich als Unteroffizier den Rang Bootsmannsmaat und in seiner technischen Karriere die Dienststellung Torpedo-Instruktor erreichte. Ab 1912 arbeitete er als Fahrer der Elektrischen Straßenbahn in Wien. Von diesem Posten, mittlerweile verheiratet mit einem Kind, wurde er 1915 als Reservist zur U-Bootstation, 11. Kompanie einberufen. Schließlich wurde er als II. Torpedomeister auf dem Unterseeboot U 15 unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Fändrich eingeschifft. Als im Sommer 1936 durch die Leitung des Vereines „Ring der goldenen Tapferkeitsmedaille“ auch an ihn die Aufforderung erging die Waffentat, die zur Verleihung seiner „Goldenen“ geführt hat zu schildern, verfasste er am 27. August 1936 folgenden Bericht: „Nach einer großen Aktion waren wir mit unserem U-Boot 15 im Hafen eingelaufen und hatten uns von den damit bedingten Anstrengungen unter Wasser noch nicht einmal so recht erholt, da es ja auch diverse Instandsetzungsarbeiten gab, mit denen wir auch schon ziemlich fertig waren, als uns an einem August Nachmittag des Jahres 1916 neuerlich der Befehl erreichte: ‚Boot klar machen zum Auslaufen’. So wurde also um ½ 10 Uhr abends Ankerstation gemacht, unser Boot wurde losgeworfen und abgelenzt, langsam und fast schleichend ging es aus dem Hafen. Diese Vorsicht musste deshalb getroffen werden, weil der Berg ‚Lovcen’ noch immer von den Montenegrinern und mit ihnen verbündeten Truppen im Besitze war und dieser Berg fast die ganze Adria beherrscht. Wenn irgendein Fahrzeug unserer Flotte den Hafen verließ, so konnte man gewiss sein, dass dies von der Signalstation des Lovcen sofort auch an unsere anderen Feinde weiter gegeben wurde. Mit scharfem Auslug ging es daher aus dem Hafen bis wir die eigene Minensperre hinter uns hatten. Ebenso war stets scharfer Auslug geboten, da die ‚Boche di Cattaro’ sehr stark von italienischen, französischen und englischen Unterseebooten, so wie auch von schnellfahrenden Kreuzern und Zerstörern blockiert war. Am Auslug unseres U-Bootes 15 befand sich mein Kommandant Linienschiffsleutnant Fändrich und ich als II. Torpedomeister, da wir zwei Mann an Deck sein durften, während die übrige Mannschaft unter Deck für jeden Alarm oder jede Überraschung stets bereit sein musste zum sofortigen Tauchen. Diesbezüglich liebten wir auch unser U 15; gab es Alarm und man zählte bis 18, so befanden wir uns schon 20 Meter tief unter Wasser, sodass in kurzer Zeit schon ein Schiff ganz ruhig über uns hinweg fahren konnte, was wir selbst mitgemacht und miterlebt hatten. Im Morgengrauen des nächsten Tages zeigten sich auch schon Fischerdampfer, als bekannte ‚Unterseebootsfallen’, welche wir umfahren mussten. Unser Kurs war die italienische Küste, wo wir nun schon einige Tage hin und her kreisten; doch nichts zeigte sich, weder ein feindliches U-Boot noch sonst ein Schiff. Doch eines Tages (dessen Datum mir nicht mehr erinnerlich ist, da mein Tagebuch bei einer späteren Versenkung eines großen Seglers mit samt meiner Bordjacke ins Meer gefallen und versunken ist) zeigte sich um zirka 8 Uhr früh am Horizont eine Rauchfahne, welche sich uns rasch, jedoch bei steten Kurswechsel näherte. Es war ein feindlicher Hilfskreuzer in Begleitung eines Torpedobootszerstörers. Einige Zeit manövrierten wir, bis wir den Hilfskreuzer vor unser Rohr bekamen; einige Male war dies schon der Fall, doch der Zerstörer zwang uns immer wieder zu tauchen. Aber auch unser Kommandant verstand seine Manöver ausgezeichnet. Um 9 Uhr vormittags jedoch gelang der Torpedotreffer und der italienische Hilfskreuzer ‚Citta de Mesina’ versank in den Meereswellen. Jetzt aber begann der Kampf mit dem Zerstörer! Vom Zerstörer aus wurden wir mit schweren Bomben, die mit verschiedenen Zeit-Fernzündungen ausgestattet waren, zum Ziel erkoren und damit hartnäckig verfolgt. Nur den raschen und guten Manövern unseres Kommandanten war es zu verdanken, dass dieser Kampf für uns glimpflich verlief. Viele Angriff mussten unter Wasser von uns ertragen werden, bis wir unseren zähen Gegner, es war der französische Zerstörer ‚Fourche’ gewesen, so richtig auch vor unser Rohr bekamen. Ich machte den Torpedo los und um ½ 12 Uhr mittags versank dieser wirklich tapfere Seeheld, vermutlich im Kesselraum getroffen, mit seinen letzten Kräften gleichfalls in den Meeresfluten. Wir tauchten auf um den, von den Wellen verschonten feindlichen Kriegsmatrosen Rettungsringe und Westen zuzuwerfen, doch konnte unsere gute Absicht nicht mehr zur Durchführung gelangen, weil die vom Zerstörer schon vorher herbeigerufene feindliche Hilfsflotte zu plötzlich erschienen war und somit unser Rettungswerk vereitelte. Nachdem wir uns auf einen Kampf nicht einlassen konnten, waren wir zum abtauchen gezwungen und nun wie schon oftmals vorher, auch diesmal wieder Kurs zum damaligen Heimathafen zu nehmen, wo wir mit unserem Boot trotz diverser Minen und sonstigen Gefahren auch wieder wohlbehalten einliefen. Obwohl ich nur meinem Vaterland gegenüber meine Soldatenpflicht erfüllt habe, so hat mich die nachher erfolgte Auszeichnung mit der ‚Goldenen’, welche mir am 6. September 1916 zuerkannt wurde, dennach sehr gefreut.“ Nach dieser erfolgreichen Feindfahrt wurde nicht nur Franz Ronovsky, unter gleichzeitiger Beförderung zum Bootsmann, mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, sondern auch der I. Torpedoinstruktor Res.Bootsmannsmaat Ludwig Schöller, der Maschinenmaat Alexander Ekker und der Quartiermeister Rudolf Drzmisek. Auf der nächsten Feindfahrt holte Ronovsky sich die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse. Danach wurde er, gemäß dem kaiserlichen Erlass, dass Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille möglichst am Leben und der Ausbildung zu erhalten wären, ausgeschifft. Dies war übrigens sein Glück, den meisten anderen Mitgliedern der Besatzung von U 15 erging es nicht so gut. Ronovsky schieb dazu: „Ehre und Gedenken sei auch meinem ehemaligen Kommandanten und all meinen Kameraden, mit denen ich mich auf Unterseeboot 15 befand, gewidmet, welche jedoch später auf Unterseeboot 30 eingeschifft wurden und mit diesem Boot vor der Boche di Cattaro, sei es durch eine Mine oder durch ein feindliches U-Boot, ins Meer versanken und den Seemannstod als tapfere Krieger für Österreich erlitten haben.“ Zumindest der anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille hatte Glück, Alexander Ekker verbrachte seinen Lebensabend ebenfalls in Wien. In den Umbruchstagen ging Bootsmann T.I. Ronovskys Gepäck verloren und darin auch seine echte Goldene Tapferkeitsmedaille. Nach dem Kriegsende kehrte Franz Ronovsky wieder in seinen alten Beruf bei den Wiener Verkehrsbetrieben zurück und war weiterhin als Fahrer, später auch als Schaffner bei der Elektrischen Straßenbahn tätig. Nach dem Anschluss Österreichs an Großdeutschland wurde er, im Gegensatz zu den meisten anderen Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille, wahrscheinlich aufgrund seiner politischen Gesinnung, nicht ehrenhalber zum Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht ernannt. Franz Ronovsky verstarb, wenige Tage vor seinem 54sten Geburtstag, am 30. Oktober 1941. Er wurde in der Nähe seines Wohnortes am Wagramer Friedhof im 22sten Wiener Gemeindebezirk zur letzten Ruhe gebettet. © Jörg C. Steiner, Wien |