Richard Praßl 1884-1961 |
Richard Praßl wurde am 26. Februar 1884 in Radkersburg (Steiermark) geboren. Nachdem er den Beruf eines Bau- und Kunstschlossers erlernt hatte rückte er zur Militärdienstleistung bei der k.u.k. Artillerie ein und da ihm diese Tätigkeit gefiel, schlug er die Berufslaufbahn eines höheren Unteroffiziers ein. Zum 60sten Kaiser-Regierungsjubiläum, am 2. Dezember 1908, erhielt er das Militär-Jubiläumskreuz 1908 und nach der Mobilisierung während der Balkankriege 1912/13 das Erinnerungskreuz. Als Feuerwerker ging Richard Praßl mit seinem Regiment, dem k.u.k. Gebirgs-Artillerie-Regiment Nr. 7, zuerst auf den Balkan, wo er bereits am 13. Juni 1915 mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse ausgezeichnet wurde, um dann an die Südwestfront, zum Verteidigungskampf gegen Italien zu transferieren, wo er gleich am 25. August 1915 die Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse erhält. Bis zum Kriegsende wird er die Italienfront nicht mehr verlassen. Am 21. Oktober 1915 wird er mit dem Mannschaftsdienstzeichen 2. Klasse ausgezeichnet, gefolgt von der Beförderung zum Stabsfeuerwerker. Auf der Kreuzkote 361 bei Paljevo am Isonzo wird er durch einen Streifschuss am rechten Unterschenkel verwundet und auf dem Monte Spinuzzia erwischt ihn ein Brustschuss, für diese beiden Verwundungen wird im später, am 20. November 1918, die neu gestiftete Verwundeten-Medaille mit zwei Bandstreifen verliehen. Am 9. Oktober 1916 wird Stabsfeuerwerker Praßl die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse zum zweiten Mal verliehen. Am 18. Februar 1917 erhält er die Bronzene Tapferkeitsmedaille und am 3. Juli 1917 die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse zum dritten Mal, dazwischen am 1. April 1917 das neugestiftete Karl-Truppen-Kreuz. Richard Praßl, der als stellvertretender Batteriekommandant der Feldhaubitzbatterie 2/306, der früheren Reserve Feldhaubitzbatterie 2/106 zugeteilt ist, wird am 20. November 1917 zum zweiten Mal mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet. Der mittlerweile sechsmal wegen Tapferkeit ausgezeichnete Stabsunteroffizier wird nun auch vom deutschen Verbündeten mit der preußischen Kriegerverdienstmedaille bedacht. Im Sommer 1918 wird Offiziersstellvertreter Richard Praßl in den Kämpfen um Bosco di Gallio bei Asiago als Zugskommandant eingesetzt. Auch hier ist seine oft bewiesene Tapferkeit vorbildlich. Im entsprechenden Belohnungsantrag zur Goldenen Tapferkeitsmedaille heißt es: „Beantragter hat in den Kämpfen vor Asiago als erster Offizier und Zugskommandant im verheerenden, schwersten Artilleriemassenfeuer in gerade tollkühner Tapferkeit, von Geschütz zu Geschütz eilend, das eigene Feuer mit Umsicht und bewunderungswürdiger Präzision geleitet. Offiziersstellvertreter Praßl ermöglichte durch sein Verhalten das Ausharren der durch Verluste und Anblick von Kriegsgreul stark in Mitleidenschaft gezogenen Mannschaft (das durch die Feuerstellung marschierende Infanterie Regiment Nr. 138 lies allein 12 Tote und 7 Verwundete in der Geschützstellung – dazu 50% eigene Verluste, ferner 2 Geschütze durch Volltreffer vernichtet!). In der unbedingt nachträglich zu erwartenden moralischen Reaktion bezüglich Stimmung der schwer geprüften Mannschaft, erhielt er durch Ruhe, Kaltblütigkeit, sowie gesundem Humor, seine Leute in bester kampfesfreudiger Verfassung. Das Vorbild eines im vierten Kriegsjahr stehenden, initiativ handelnden, heroisch tapferen Unteroffiziers!“ Auf Befehl des Heeresgruppenkommandos Generaloberst Erzherzog Josef vom 18. August 1918 wurde Richard Praßl daraufhin die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Die Überreichung erfolgte wenige Tage später durch den Batteriekommandanten Hauptmann Hirsch, in der Stellung der Batterie bei Enego. Als verheirateter Stabsunteroffizier versuchte Offiziersstellvertreter Richard Praßl natürlich auch nach Ende des Krieges im Militärdienst zu verbleiben und diente vom November 1918 bis zum 31. Dezember 1919 in der Volkswehr-Artillerie-Abteilung Graz, musste dann jedoch, wie viele gute Männer den Dienst quittieren. Zwischen 1920 und 1927 versuchte er bei verschiedenen Betrieben in seinem erlernten Beruf als Schlosser Fuß zu fassen, was jedoch nicht wirklich gelang. Richard Praßl war übrigens auch der Initiator bei der Gründung des Vereins „Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille“, indem er am 7. Mai 1927 insgesamt 42 Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille im Hotel Elefant in Graz zu einer ersten Gründungssitzung zusammenbrachte. Nach einem dreimonatigem Praktikum als Laborant am Hystologischen-Embriologischen Institut der Universität in Graz, gelang es Richard Praßl ab Juli 1928 einen Posten als Kanzleibeamter bei der Landeshauptmannschaft Steiermark in Graz zu ergattern. Als ihn die Hauptleitung des Vereins Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille aufforderte über seine Lebensumstände zu berichten schrieb er am 1. September 1936: „Als Vater von sechs Kindern im Alter von 8, 11, 13, 15, 17 und 22 Jahren (3 Söhne und 3 Töchter) lebe ich als Kanzleioffizial der Landeshauptmannschaft Steiermark den heutigen Zeitverhältnissen entsprechend. Von den 6 Kindern befindet sich der älteste Sohn Mario im Dienste der 2. Gardekompanie in Wien.“ Praßl war selbstverständlich aktiver Funktionär im „Ring“ und erwarb sich auch alle Dekorationen zur Erinnerung an den Weltkrieg, und zwar: das Deutsche Ehrenkreuz für Frontkämpfer (2.10.1919), die Tiroler Landesdenkmünze 1914/18 (7.2.1928), die Ungarische Kriegserinnerungsmedaille für Frontkämpfer (9.3.1931) und schließlich die Österreichischen Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern (21.10.1935) – nur vom Anspruch auf die Bulgarische Kriegserinnerungsmedaille schien er nichts erfahren zu haben. Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Österreich wurde Richard Praßl, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, ehrenhalber, anlässlich des sogenannten Tannenberg-Erlasses, mit 30. Juli 1940 zum Leutnant der Landwehr außer Dienst in der Deutschen Wehrmacht befördert. Aufgrund seines Alters und seiner Anstellung als Landesbeamter wurde er nicht mehr zu einer Kriegsdienstleistung herangezogen. Am 28. April 1943 wurde ihm noch das Silberne Treudienst-Ehrenzeichen in Anerkennung für 25jährige treue Dienste im zivilen Staatsdienst verliehen. Im Juli 1956, mittlerweile in Pension, trat er dem Landesverband Steiermark des neugegründeten Verein „Ring der Österreichischen Goldenen Tapferkeitsmedaille“ wieder bei. Richard Praßl verstarb am 24. Dezember 1961 und wurde trotz der Weihnachtsfeiertage bereits am 27. Dezember 1961 auf dem Grazer Zentralfriedhof zu Grabe getragen. © Jörg C. Steiner, Wien |