Matthias Pohn

1895-1990

 

Matthias Pohn wurde am 9. September 1895 in Puchkirchen im Bezirk Vöcklabruck geboren. (In verschiedenen Quellen wird sein Vorname auch als Matthäus geschrieben, er selber schrieb und signierte jedoch in seinem Antrag beim Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille mit Matthias.) Im Alter von 12 Jahren zog er nach Ritzing bei Regau, da sein Vater Josef dort Arbeit als Holzknecht fand. In Schörfling besuchte Matthias Pohn die Sonntagsschule. Als „Ungedienter“ wurde er im November 1915 zum Landsturm eingezogen und vorerst dem k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 59 zugeteilt, jedoch gleich danach zum 2. Tiroler Kaiserjägerregiment nach Beneschau transferiert. Im Verbande der 2. Kompanie dieses Regimentes machte er im Jahre 1916 die Mai Offensive gegen Italien mit.

Am 1. Dezember 1917 stand Jäger Matthias Pohn auf einem vorgeschobenen Posten am Monte Pertisa und hatte den Befehl erhalten, falls die Italiener angreifen, dies zu melden und sich dann mit den anderen Posten zurückzuziehen. Inzwischen legte italienische Artillerie zwischen Postenkette und Schwarmlinie starkes Trommelfeuer, wodurch sich der vorgeschobene Posten nicht mehr befehlsgemäß zurückziehen konnte.

Kaltblütig setzte Ldst-Jäger Pohn, durch Granateneinschläge halb verschüttet, an Kopf und Händen durch Steinschlag und kleinere Sprengstücke verletzt, die Beobachtung fort und gab den eigenen Truppen ununterbrochen Zeichen wo die Italiener zum Angriff übergehen würden. Schließlich wurde er von einem vordringenden feindlichen Sturmtrupp überrascht, doch wie ein Berserker um sich schlagend und mit dem Bajonett stechend, gelang es ihm trotzdem die eigenen Linien zu erreichen und die Besatzung zu alarmieren.

Im Verein mit den Kameraden konnte der Vorstoß mit Handgranaten zurückgetrieben werden. Ummittelbar nachdem die Gefahr gebannt schien, schlug neben Jäger Pohn eine Granate ein und verletzte ihn an Schulter und Kopf schwer. Er verlor dabei sein rechtes Auge und die Gefahr war groß auch auf dem linken zu erblinden. Später schrieb er über die Augenblicke seiner Verwundung:

Es schlug eine Granate ein deren Splitter das rechte Schulterblatt schwer verletzte und auch das rechte Auge traf, das ich dabei einbüßte. Durch meine Signale waren inzwischen die Sturmtruppen vorgestoßen, hatten die Italiener geworfen und mich als Schwerverletzten geboren. Ein Unterjäger aus der Sturmtruppe, Hans Gasser, trug mich aus der Feuerlinie, diesem guten Kameraden ich mein Leben verdanke!

Kurios auch wie es zur Verleihung bzw. Dekorierung mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille kam: Die Allerhöchste Entschließung vom 10. November 1917, die zum Erlass der Verleihung führte, wurde am 5. Jänner 1918 veröffentlicht, ja sogar der Vater Pohns erhielt von seinem Kompaniekommandanten Oberleutnant Rudolf Tratz ein, mit 5.1.1918 datiertes, Gratulationsschreiben, es erfolgte aber keine Verleihung an den, zur Genesung beim Ersatztruppenkörper in Beneschau stationierten Pohn. Da weiterhin keine Anstalten getroffen wurden eine Dekorationsfeier durchzuführen, fragte Landsturm-Jäger Pohn selber im Februar 1918 in der Kanzlei der Standesführung nach, was denn nun mit seiner Auszeichnung wäre und erhielt diese dort ohne Umschweife einfach ausgehändigt!

Durch seine schwere Kriegsverletzung aus dem Militärdienst entlassen ging Matthias Pohn vorerst als Hilfsarbeiter nach St. Johann im Pongau, wo er Anna Steger kennen lernte. Die beiden heirateten 1920 und hatten insgesamt 5 Kinder miteinander. Vorerst zog das junge Paar nach Pinsdorf bei Gmunden und danach nach Attnang. Zunächst bekam Matthias Pohn, durch die Fürsprache von Oberbaurat Geil, einem ehemaligen Kaiserjägeroffizier, Arbeit bei der Uferverbauung.

Mit Ende Dezember 1927 gelang es, ebenfalls auf Intervention ehemaliger Kaiserjäger, für den tapferen Kriegsversehrten eine Trafik-Konzession zu erlangen. Durch diese Tabak-Trafik, in der Salzburgerstraße 9, in Attnang hatte die Familie Pohn ihr Auskommen gesichert. Matthias Pohn war unter anderem auch als Mitglied des Regauer Bürgerkorps, wo er zuletzt den Rang eines Leutnants bekleidete, aktiv.

Nach dem Einmarsch Deutscher Truppen in Österreich wurde er wie viele andere Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, am 12. Oktober 1939, zum Leutnant der Landwehr in der Deutschen Wehrmacht ernannt, wegen seiner Kriegsverletzung aber zu keiner Dienstleistung mehr eingezogen. Seinen Lebensabend verbrachte das Ehepaar Pohn im Altenheim Attnang-Puchheim, wo Matthias Pohn im Jahre 1990 im 95sten Lebensjahr verstarb. Er fand auf dem Friedhof von Attnang seine letzte Ruhestätte.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

Back to Home   Kontakt