Johann Pichler 1893-1951 |
Johann Pichler wurde am 12. Oktober 1893 in Millstadt, Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten geboren. Zu Kriegsausbruch war er im aktiven Dienst, als längerdienender Unteroffizier, im k.u.k. Feldkanonenregiment Nr. 9. Dieses in Klagenfurt stationierte Regiment war Teil des III. Korps und als solches in Galizien gegen die russische Armee eingesetzt. Im Frühjahr 1915 brachte es Zugsführer Pichler fertig als erste, und übrigens bis Kriegsende einzige, Auszeichnung mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet zu werden! Mitte März 1915 war Zugsführer Johann Pichler als Geschützführer der 5. Batterie bei Kryzka in der Nähe von Nadworna (Galizien) eingesetzt. Über die Geschehnisse, die zur Verleihung der höchsten Tapferkeitsauszeichnung geführt haben, schrieb er später: „Am 17. März 1915 erhielt ich den Befehl mit meinem Geschütz nach den Weisungen des Batteriekommandanten das Feuer auf vorgehende russische Abteilungen zu eröffnen. Zwecks besserer Zielmöglichkeit musste das Geschütz aus der gedeckten Stellung gebracht und vor dieser, vom Gegner vollkommen eingesehen, aufgestellt werden. Das taten wir und sofort wurde mein Geschütz von einer schweren russischen Batterie unter Feuer genommen, es war vorauszusehen, dass das Geschütz und die Mannschaft praktisch verloren sind. Ich hatte aber den Befehl auszuhalten bis auf den letzten Mann! Wir feuerten auch trotz schwerstem Artilleriefeuer des Gegners, bis ein Volltreffer von diesen den, beim Geschütz aufgestapelten, Munitionsvorrat traf. Durch die Explosion des Munitionsvorrates (ca. 150 Stück Granaten und Schrapnelle) wurde nicht nur das Geschütz demoliert, sondern war auch die ganze Mannschaft, bis auf meine Person, tot. Trotzdem war aber auch der Zweck der uns gestellten Aufgabe voll erfüllt worden.“ Zugsführer Pichler, der wie durch ein Wunder als einziger – noch dazu völlig unverletzt – überlebte, wurde Anfang Juni mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Verleihung erfolgte durch Hauptmann Ernst Schubert, den Batteriekommandanten, in der Stellung bei Nadworna am 19. Juni 1915. Die ihm überreichte (echte) Goldene Tapferkeitsmedaille ging ihm, nach eigenen Angaben, leider bei einem Nachtmarsch im Jahre 1916 bei Asiago verloren. Der so tapfere Unteroffizier versah weiterhin vorbildlich seinen Dienst, konnte aber keine weitere Auszeichnung mehr erringen. Nach der Einführung des Karl-Truppen-Kreuzes erhielt er natürlich selbiges und wurde auch zum Feuerwerker befördert, doch entschloss er sich noch vor Kriegsende seine weitere Karriere bei der Gendarmerie zu verbringen. Nachdem er eine sichere Anstellung in seinem heimatlichen Bundesland erreicht hatte, heiratete er am 11. Oktober 1919 in Villach Cäzilia Wersola. Die junge Familie, zwei Kinder sollten folgen, ließ sich in Pörtschach am Wörthersee nieder, wo Johann Pichler den Gendarmerieposten als Kommandant führte. Als solcher wurde er mit der Großen Silbernen Verdienstmedaille des Bundesstaates ausgezeichnet. Wie die meisten Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille wurde Gendarmerie-Revier-Inspektor Pichler nach der Besetzung Österreichs, anlässlich des 25sten Jahrestages der Schlacht bei Tannenberg, ehrenhalber mit dem Rang vom 12. Oktober 1939 zum Landwehr-Leutnant a. D. in der Deutschen Wehrmacht ernannt. Johann Pichler verstarb am 10. Oktober 1951 in Pörtschach am Wörthersee. © Jörg C. Steiner, Wien |