Johann Pichler

1890-1981

 

Johann Pichler wurde am 30. Dezember 1890 in Baumkirchen (Bezirk Innsbruck) als Sohn des Südbahnbediensteten Engelbert und der Theresia geb. Durchner geboren. Er war eines von fünf Kindern dieser in bescheidenen Verhältnissen lebenden Familie. Entsprechend der Dienstorte des Vaters besuchte er die Volksschule in Wörgl und Kufstein, wo er auch das Tischlerhandwerk erlernte. Am 5. Oktober 1911 rückte er zum 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger nach Riva ein. Pichler, der die Laufbahn eines freiwillig längerdienenden Unteroffiziers einschlug, wurde nach absolviertem Pionierkurs in Rovereto, im März 1914 zum 4. Regiment überstellt.

Mit diesem Regiment verlegte der längerdienende Oberjäger gleich zu Kriegsbeginn in den Osten wo er an verschiedenen Gefechten gegen die Russen teilnahm. Im Juli 1915 transferierte das Regiment an die Südfront, wo eben die vierte Isonzo-Schlacht im Gange war. Später kam Pichler an die Dolomitenfront. Seine Einheit wurde auch auf Folgaria, an der Priafora, am Borcolapaß und am Pasubio eingesetzt, bevor er 1917 zur Absolvierung eines Sturmkurses nach Levico beordert wurde.

Im Oktober 1917, es tobte bereits die elfte Isonzo-Schlacht, findet man Oberjäger Pichler als Kommandant der 1. Sturmpatrouille des 1. Sturmzuges der 1. Kompanie des 4. Regiments der Tiroler Kaiserjäger auf dem Rombon und dem Col dei Prai, wo er schließlich die Goldene Tapferkeitsmedaille errang. Im Belohnungsantrag vom 18. Dezember 1917 liest sich das so:

Obj. Pichler, als Kommandant einer Sturmpatrouille und Unterjäger Rieder drangen beim Angriff auf Kote 1284 (Col dei Prei) am 16. November 1917 unter ganz besonders schwierigen Verhältnissen, starken feindlichen Artillerie- und M.G. – Feuer und ca. 60-80 Schritt vor der feindlichen Stellung über vollkommen freies Feld vorgehend, in die italienische Stellung ein und bekämpfte dortselbst 2 feindliche M.G., die infolge ihrer flankierenden Wirkung aus nächster Distanz den Angriff der 1. Kompanie bereits ins Stocken gebracht.

Objg. Pichler und Unterj. Rieder haben sich sodann im weiteren Vordringen durch ganz hervorragende Tapferkeit besonders hervorgehoben und haben diese beiden Unteroffiziere an dem Erfolg der Erstürmung des Col dei Prei und der erfolgten Gefangennahme von 1 Offizier-Asp. und 188 Mann durch ihr kühnes und entschlossenes Handeln besonders beigetragen.“ (Vergleiche auch die Beschreibung bei Zugsführer Peter Rieder!)

Die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille erfolgte laut Unterlagen im Akt am 31. Dezember 1917, jedoch laut Angaben von Johann Pichler erst am 4. Jänner 1918 in St.Oswaldi durch den Bataillonskommandanten Hauptmann Weber. Veröffentlicht wurde die Zuerkennung im Verordnungsblatt vom 21. September 1918. Oberjäger Pichler, der auch mit der Silbernen 2. Klasse und der Bronzenen Tapferkeitsmedaille sowie dem Karl-Truppen-Kreuz dekoriert worden ist, erhielt danach auch die preußische Kriegerverdienstmedaille.

Am 4. November 1918 trat er in seiner Heimatstadt Kufstein in den städtischen Polizeidienst ein. Johann Pichler lebte sodann in gesicherten Verhältnissen, seine Ehe mit Maria, geborene Hötzeneder, blieb jedoch kinderlos. Als Polizei-Revier-Inspektor erlitt er in den letzten Wirren des 2. Weltkrieges, am 4. Mai 1945, eine Verwundung im Dienst, die den Verlust seines linken Fußes zur Folge hatte. Johann Pichler verlebte seine Ruhejahre in Innsbruck-Wilten, wo er auch am 17. Oktober 1981 verstorben ist und am örtlichen Friedhof beigesetzt wurde – das Grab ist mittlerweile jedoch aufgelassen worden.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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