Matthias Osterer

1892-1930

 

Matthias Osterer kam am 27. Juni 1893 in Wörgl-Boden in Tirol zur Welt. Nach der Pflichtschule war er, bis zu Beginn des Weltkrieges, bei der Firma Perlmoser AG in Kirchbichl als einfacher Fabriksarbeiter beschäftigt. Im Jahre 1914 rückte er zum k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 59 nach Salzburg ein, wurde jedoch infolge „physischer Schwächlichkeiten“ nach kurzer Zeit vom Wehrdienst zurückgestellt und kehrte vorerst als Superarbitrierter wieder nach Hause zurück.

Durch die enormen Anfangsverluste, rund eine Million Mann im ersten Kriegsjahr, konnte natürlich im weiteren Kriegsverlauf auf solche „Schwächlichkeiten“ keine Rücksicht mehr genommen werden und so wurde Matthias Osterer im Mai 1915 telegraphisch nach Wels zum Landesschützenregiment Nr.I einberufen. Nach kurzer Ausbildung ging er mit der 7. Feldkompanie an die Südfront ab.

Bereits im April 1916 erwarb er sich als Patrouilleführer (=Gefreiter) die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse als erste Auszeichnung. Im November 1916, diesmal bereits Unterjäger (=Korporal), die Wiederholungsspange zu dieser Medaille. Insgesamt errang Matthias Osterer in seiner 37 Monate dauernden Kriegsdienstleistung alle Tapferkeitsmedaillen, von der Bronzenen bis zur Goldenen sowie die sogenannte „Kleine Silberne“ dreimal. Gab es irgendwo in seinem Abschnitt ein kritisches Unternehmen durchzuführen, so war stets auch Zugsführer Osterer zur Stelle, meldete sich freiwillig und wurde oft als Patrouillen- oder Sturmtruppkommandant eingesetzt. Alle übernommenen Aufgaben führte er schneidig und meist erfolgreich durch.

Beim Angriff auf den Monte Fontana secca, südwestlich von Feltre, am 21. November 1917 tat sich Zugsführer Matthias Osterer wieder in besonderer Weise hervor. Mit seiner Sturmpatrouille überraschte er die feindliche Stellung, überwältigte die Besatzung und rollte mit Handgranaten die gesamte Stellung auf. Verzweifelt wehrten sich die Insassen des italienischen Stützpunktes, doch schließlich machte Osterers Sturmtrupp 120 Gefangene und erbeutete überdies drei feindliche Maschinengewehre. Den sofort einsetzenden Gegenangriff wehrte er mit wenigen Leuten ab, indem er sich mit erbeuteten italienischen Handgranaten verteidigte. Für diese erfolgreiche Waffentat erhielt Zugsführer Osterer die Goldene Tapferkeitsmedaille.

Nach Kriegsende verblieb Zugsführer Osterer bei der Volkswehr vorübergehend im Dienst, doch erkannte er rasch, dass dort keine Zukunft für ihn möglich war. Matthias Osterer kehrte also wieder in sein ziviles Leben in Wörgel zurück und begann wieder bei seiner alten Firma in Kirchbichl zu arbeiten. Nach den harten Kriegsjahren folgten nun, aufgrund der wirtschaftlichen Lage, die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre, die letztlich ihren Tribut forderten. Matthias Osterer erkrankte schwer und musste über zwei Jahre das Bett hüten. Am 25. Februar 1930 wurde er von seinem schweren Leiden erlöst. Die Beerdigung erfolgte unter militärischen Ehren, zahlreiche Kameraden der Kaiserschützen, mit Fahne und Ehrenhorn, gaben ihm das letzte Geleit.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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