Josef Oberwinkler 1888-1971 |
Josef Oberwinkler wurde am 27. Mai 1888 in Griffen bei Völkermarkt in Kärnten der Elisabeth Sonneck geboren. Sein Vater, Josef Oberwinkler, Krämer aus Klagenfurt, legitimierte ihn am 1. September 1894 durch heirat der Kindesmutter. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde er als Reservist zum Landwehr Infanterie Regiment Nr. 4 (später Gebirgsschützenregiment Nr. 1) eingezogen und ging als Korporal mit der 2. Kompanie zur Armee im Feld ab. Durch eine im Feld zugezogenen, schweren Erkrankung musste er am 27. November 1914 ins k.k. Landwehrkrankenhaus Klagenfurt eingeliefert werden. Wieder zurück beim Regiment erfolgte seine Ausbildung zum Maschinengewehrschützen, seine Beförderung zum Reserve-Zugsführer und schließlich übernahm er das Kommando der III. M.G. Abteilung des. Im Sommer 1916 konnte er sich in dieser Stellung die höchste Tapferkeitsauszeichnung erwerben. Als die Hauptleitung des Vereins "Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille" Ende der 1930er Jahre die Mitglieder aufforderte eine Beschreibung er Waffentat einzusenden, legte Josef Oberwinkler ein Handschreiben seines ehemaligen Regimentskommandanten vor. Der Bericht, in etwas schwierig lesbarer Handschrift, lautet: "Am 6. Juli 1916 - das Regiment war kurz vorher von ital. Kriegsschauplatz eingelangt - gingen die an Kräften weit überlegenen Russen nach gewaltigem Artilleriefeuer auf die nach der Waldkuppe Fedorynczyn bis einschließlich Dalatyn gelegenen Stellungen vor. Fünfmal wurde der Feind, zum Teil im Nahkampfe, abgewiesen. Schließlich musste aber, um einer Umfassung zu entgehen, der schon befohlene Rückzug angetreten werden. Der damalige Zgsf. Oberwinkler Josef hatte das Loslösen des III.Baons vom Gegner mit seiner Maschinengewehrabteilung zu decken. Zweimal gelang es ihm, die schon in unsere Gräben eingedrungenen Russen zu werfen. Zgsf. Oberwinkler bediente hierbei an Stelle eines verwundeten Gewehrvormeisters selbst ein Maschinengewehr und zeichnete sich durch beispielgebende Tapferkeit und Geschicklichkeit aus. Wie der Belohnungsantrag sagt, bildeten seine Maschinengewehre 'das Zentrum des örtlichen Widerstandes'. Im Handgemenge verwundet fiel Zgsf. Oberwinkler schließlich in russische Gefangenschaft. Sein Baon aber konnte dank seines aufopferungsvollen Verhaltens gesamt zurück gezogen werden. Diese Schilderung entspricht meiner Erinnerung an die damaligen Umstände. gez. GM Eduard Alpi" * Das Jahrbuch "Der Kriegs-Kamerad" berichtet in der Ausgabe 1932 im Kalenderteil "September", zusammen mit untenstehender Zeichnung, wie folgt: "Zugsführer Josef Oberwinkler, heute Offiziersstellvertreter im Kärntner Alpenjägerregiment Nr. 11 (Infanterieregiment Nr. 7 - Khevenhüller - und Gebirgsschützenregiment Nr. 1) - Während der Schweren Sommerkämpfe 1916 in Ostgalizien tat sich das Gebirgsschützenregiment Nr. 1 auch am 6. Juli wieder hervor. Es wies nach einem gewaltigen Trommelfeuer fünf Massenangriffe ab; schließlich sollte es sich aber vom Feinde loslösen, um der drohenden Umklammerung zu entgehen, was sich aber sehr schwierig gestaltete. Am heftigsten war der Kampf beim 3. Bataillon auf der Waldkuppe Fedorynczyn, wo im Mittelpunkt Zugsführer Oberwinkler, Zugskommandant der Maschinengewehrabteilung, selbst das Gewehr bediente und die eingedrungenen Russen immer wieder zurückschlug, bis er, von einer neuen Welle umringt, im Handgemenge verwundet in Gefangenschaft fiel. Durch seine Standhaftigkeit war es dem Bataillon unterdessen gelungen, sich vom Feuinde zurückzuziehen. Nach der Rückkehr aus Russland erhielt Oberwinkler die 'Goldene'." Res.Zgsf. Oberwinkler wurde also für die oben geschilderte Tat zur Goldenen Tapferkeitsmedaille eingereicht, da er aber in Kriegsgefangenschaft geraten war, wurden, den Vorschriften folgend alle Belohnungs- und Beförderungsanträge umgehen gestoppt. Er nach Rückkehr aus der Gefangenschaft und einer eingehenden Untersuchung ob die Gefangennahme nicht evtl. aus Feigheit oder gar freiwillig erfolgt war, konnten diese wieder aufgenommen werden. Erst durch die Unterzeichnung des separaten Friedensvertrages von Brest-Litowsk (3. März 1918) und dem Ausscheiden Russlands, bzw. der Sowjetunion, konnten die meisten Kriegsgefangenen in die Heimat zurückgeführt werden. Die entsprechenden Untersuchungen dauerten noch bis nach dem Ende des Krieges an und so konnte erst mit Beschluss des Staatsamtes für Heeresangelegenheiten vom 4. Februar 1920 die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgesprochen werden. Die Überreichung der Auszeichnung erfolgte am 10. Februar 1920 in Köttschach. Es wurde offenbar eine vergoldete "Große Silberne" überreicht. Josef Oberwinkler hatte sich sofort nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft der Volkswehr zur Verfügung gestellt und befand sich gerade mitten im Kampf gegen die SHS-Truppen um seine Kärntner Heimat. Leider konnte bis dato noch keine Berichte über seinen Beitrag am Kärntner Abwehrkampf gefunden werden. Letztlich wurde er nicht nur mit dem Allgemeinen sondern auch mit dem, höchst seltenen, Besonderen Kärntnerkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet. Vom neu geschaffenen Österreichischen Bundesheer übernommen, diente er als Berufsunteroffizier im Infanterie Regiment Nr. 7, dem traditionsreichen Klagenfurter Hausregiment. Am 6. Juni 1923 erhielt er, als Wachtmeister des Bundesheeres, zusammen mit anderen hoch ausgezeichneten Offizieren und Unteroffizieren des Weltkrieges, die "Deutsche Ehrenmünze des Weltkrieges mit dem Kampfabzeichen am schwarz-weiß-roten Band". Als der Ring der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille auch in Kärnten eine Landesorganisation gegründete stellte er sich unverzüglich dieser tatkräftig zur Verfügung und fungierte einige Jahre als Stellvertretender Schatzmeister der Landesorganisation. Am 30. Oktober 1931 wurde er zusammen mit den anderen dort wohnenden Trägern der Goldenen Tapferkeitsmedaille zum Ehrenbürger der Stadt Klagenfurt ernannt. Da die Frau seiner Wahl evangelisch war, war er, nach damaliger Kirchenpraxis gezwungen zu konvertieren. Im tief katholischen Ständestaat hatte es ein "Evangelischer" sicher nicht einfacher, möglicherweise eine Erklärung dafür, dass Josef Oberwinkler in all den Jahren keinerlei Auszeichnung erringen konnte. Am 26. Juli 1935 erhielt er den Bürgerbrief, also das Bürgerrecht, der Stadt Klagenfurt. Vizeleutnant Josef Oberwinkler wurde am 8. September 1936 mit dem Militärdienstzeichen 2. Klasse (25 Jahre) für Berufsunteroffiziere ausgezeichnet. Nach der Besetzung Österreich durch das Großdeutsche Reich im März 1938 wurde das Bundesheer in die Deutsche Wehrmacht überführt. Als besondere Ehrung wurden Träger der höchsten Tapferkeitsauszeichnung, anlässlich des Jubiläums der Schlacht von Tanneberg, ehrenhalber zu Offizieren befördert. Dies geschah, nicht besonders verwunderlich, natürlich unter besonderer Berücksichtigung von Rasse und politischer Einstellung, außerdem scheint es einen gewissen Vorbehalt bei Berufsunteroffizieren gegeben zu haben, denn einige wurden, obwohl weder von Herkunft noch von Haltung her "auffällig" im Sinne des Regimes, nicht zu Offizieren befördert. Auch bei Josef Oberwinkler erfolgte diese Ehrung ungewöhnlich spät, nämlich am 12. März 1940 mit einem der letzten Erlässe. Über einen möglichen Einsatz in der Deutschen Wehrmacht im Zuge des 2. Weltkrieges konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Josef Oberwinkler verstarb am 6. Juli 1971 in Klagenfurt. * Anmerkung: Tatsächlich war Eduard Alpi zum Zeitpunkt der Tat als Oberstleutnant Bataillonskommandeur im LIR 4. Regimentskommandant war erst im GSCHR 1 (von X/1917 bis VII/1918) also zu einer Zeit, als Josef Oberwinkler bereits in Kriegsgefangenschaft war. © Jörg C. Steiner, Wien |
Zusätzliche Bilder
Der Kriegs-Kamerad 1932 |