Dragutin Karlo Novak

1892-1978

 

Dragutin Karlo Novak wurde am 16. Februar 1892 in Zagreb geboren. Schon früh zum Vollwaisen geworden, kümmerte sich eine Tante um seine Erziehung. Nach dem Besuch der Volksschule in Zagreb absolvierte er ein polytechnisches Internat in Troppau. Als Angestellter von Slavoljub Penkala in Zagreb konstruierte er mit diesem zusammen das erste Flugzeug in Kroatien. Am 21. und 22. Juni 1910 absolvierte er mit diesem Apparat den ersten „schwerer als Luft“ Flug in der Geschichte Kroatiens. Zu Besuch bei seiner Schwester in Budapest, nahm er ebenfalls erfolgreich an der ersten Budapester Flugshow teil.

Als sich Penkala nach einer schweren Bruchlandung am 20. Oktober 1910 aus dem Flugzeuggeschäft zurückzog, fand Novak im Photographen Mihajlo Merčep, dem eine Halle gleich neben der Penkalas gehörte, einen neuen flugbegeisterten Mäzen. Zusammen mit den aus Slowenien stammenden Brüdern Joško und Edvard Rusjan konstruierte er immer bessere Flugapparate. Merčep, der selber nicht am Fliegen interessiert war, hetzte die Gruppe zu immer mehr Auftritten, ohne Rücksicht auf Verluste.

Im Jahre 1911 verunglückte Edvard Rusjan tödlich bei einer Flugshow in Belgrad. Beim zweiten Flugwettkampf in Budapest errang Novak den ersten Preis. Es folgten Flugshows in Zagreb, Osijek und Budapest. Beim Flug-Meeting in Graz 1912 errang Novak neuerlich einen Preis, wurde jedoch schwer verletzt. Als Merčep lieber Pressekonferenzen abhielt, als ihn im Spital zu besuchen, war die weitere Zusammenarbeit unmöglich geworden und Novak nahm eine Anstellung bei der Firma Puch an. Im Jahre 1913 kam er nach Kroatien zurück und zwar nach Križevic, wo er eine Stelle als Mechaniker im Randbezirk Veliki Raven annahm und seine zukünftige Ehefrau, Fräulein Andela Pongrac, kennen lernte.

Nach dem Ausbruch des Krieges wurde er Ende 1914 zum Infanterie Regiment Nr.1 eingezogen, jedoch recht bald zur Luftfahrtruppe transferiert. Nach seiner Ausbildung zum Feldpiloten wurde er zur FliK 10 eingeteilt, wo er in rascher Folge für sein tapferes Verhalten als Bomber- und Aufklärungspilot mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse (Februar 1916) sowie der Goldenen Tapferkeitsmedaille, unter gleichzeitiger Beförderung zum Feldwebel (April 1916), ausgezeichnet wurde. Aufgrund einer schlecht adjustierten Bombe, die daher zu nahe beim eigenen Flugzeug explodierte, wurde Dragutin Novak schwer verwundet. Er konnte zwar die Maschine unbeschadet landen, verlor jedoch auf Dauer das Gehör seines linken Ohres und war Zeit seines Lebens auf die Hilfe eines Gehstockes angewiesen.

Dafür mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille dekoriert, veröffentlich am 26. August 1916, war er jedoch für einen weiteren Kampfeinsatz nur noch bedingt tauglich. Dragutin Novak, der ja auch ein ziviles Pilotendiplom hatte und zwar Nummer 312 des Österreichischen Aeroclubs, wurde fortan als Fluglehrer in der größten und wichtigsten Flugschule der k.u.k. Armee, nämlich in Wiener Neustadt, eingesetzt. Einmal flog er von dort - und zwar im März 1918 - in seinen kroatischen Wohnort nach Križevci um seine Familien zu besuchen!

Nach dem Krieg entschied er sich für seine Heimat Kroatien und offensichtlich dafür niemals mehr zu fliegen. Er arbeitete zuerst in einer mit Dampfmaschinen betriebenen Mühle und nach einer kurzen Anstellung beim Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultät in Zagreb, ab 1923 im Elektrizitätswerk in Krivževic. Ab 1927 machte er sich mit einem Taxi und Reisebus Unternehmen selbständig.

Während des Zweiten Weltkrieges diente er bei der Armee des Freien Kroatiens, jedoch als Zugsführer bei der Infanterie nicht bei der Luftwaffe. Obwohl er 1945 alles verloren hatte, wurde er von der Stadt Križevci zum Direktor des neuen städtischen Busunternehmens bestellt. Nebenbei arbeitete er ab 1949 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1954 als Lehrer an der Landwirtschaftsschule der Gemeinde. Nach 50 Jahren, im Jahre 1970, kehrte Dragutin Karlo Novak mit seiner Familie wieder in seine Geburtsstadt Zagreb zurück, wo er 86-jährig am 31. Oktober 1978 verstarb.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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