Franz Lorenzoni

1890-1948

 

Franz Lorenzoni wurde am 30. November 1890 in Urfahr (Oberösterreich) als Sohn eines Postamtsdirektors geboren. Er verbrachte seine Kindheit in Schärding, absolvierte das Stiftsgymnasium in Kremsmünster und begann an der Universität in Prag und Wien Rechts- und Staatswissenschaften zu studieren. Zu Kriegsbeginn rückte er als Fähnrich der Reserve zum Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 3 (später Schützen-Rgt. Nr.3) ein. Lorenzoni machte den Winterfeldzug 1914/15 in den Karpathen mit und holte sich am Duklapaß die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse und transferierte dann mit seiner Einheit auf den italienischen Kriegsschauplatz. Im Zuge der ersten Offensive gegen Italien erwarb er sich hier, mittlerweile zum Leutnant der Reserve befördert, die bronzene Militärverdienstmedaille (Signum Laudis) mit Schwertern. Im Herbst 1917 wurde Franz Lorenzoni mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere ausgezeichnet. Die (halbamtliche) Meldung des Kriegspressequartiers im Jahre 1918 lautete dazu wie folgt:

Am 24. Oktober 1917 wurde das Schützen-Regiment Nr.3 bei Flitsch-Tolmein zum Durchbruch eingesetzt. Sie durchschlugen die feindliche Stellung und verfolgten den Gegner über Gremona an den Tagliamento, dann weiter über Longarone, Belluno, Feltre wieder ins Gebirge. Der Monte Pertica wurde genommen und gegen 14 erbitterte Gegenangriffe im Trommelfeuer von drei Seiten genommen. Oberleutnant Lorenzoni zeichnete sich dabei in hervorragend tapferer und schneidiger Weise aus und erhielt die Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere. Er ist auch Besitzer des Karl-Truppen-Kreuzes.

Nach Kriegsende nahm Oberleutnant der Reserve Franz Lorenzoni sein Studium wieder auf und promovierte an der Universität Graz im März 1920. Danach trat er in den politischen Verwaltungsdienst seines Heimatlandes Oberösterreich ein, wo er im Grunde bis zum seine Tode verblieb. Er gehörte ab 1925 auch dem oberösterreichischen Landtag an. Dr. Lorenzoni war verheiratet mit Margarete (*2.9.1903 + 13.8.1976) geborene Porhansl. Die beiden hatten zwei Kinder; der einzige Sohn Franz Maria (*13.5.1922 + 24.12.1944) fiel im 2. Weltkrieg. Im Jahre 1936 wurde er mit dem Offizierskreuz des Österreichischen Verdienstordens ausgezeichnet sowie im Juli 1937 zum Oberregierungsrat ernannt. Im Ständestaat (1934-1938) gehörte er der oberösterreichischen Landesregierung unter Landeshauptmann Heinrich Gleißner an. Neben seiner Mitgliedschaft in der katholischen Studentenverbindung Kürnberg war er ab 1933 Mitglied der Vaterländischen Front und ab 1936 zuerst Mitglied und dann Landesführer für Oberösterreich im Freiheitsbund.

Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs an das Großdeutsche Reich wurde er – trotz dieser klaren politischen Haltung pro Österreich, pro Ständestaat und auch pro katholische Kirche – weiter als Beamter, diesmal in der Reichsstatthalterei Oberdonau beschäftigt. Erst am 23. März 1941 wurde er entlassen, behielt aber weiterhin seinen untergeordneten Posten als Sachbearbeiter im Linzer Oberversicherungsamt, den er seit 27. Juni 1940 zusätzlich bekleidet hatte.

Nach Kriegsende ist er vom 17. Mai bis zum 25. Oktober 1945 als Hofrat Mitglied in der von den US-Besatzern Beamtenregierung. In weiterer Folge fungiert er, wieder unter dem Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner, als Landeshauptmannstellvertreter und übernimmt die wichtigen Referate Finanzen und Wiederaufbau. Ab den ersten Wahlen ist er auch wieder Mitglied im oberösterreichischen Landtag. Mit 2. Oktober 1947 erfolgt seine Ernennung zum Wirklichen Hofrat. Dr. Lorenzoni, der sich auch große Verdienste um die Kranken- und Fürsorgeanstalten sowie die Kurbetriebe des Landes Oberösterreich erworben hat, war auch Präsident der Oberösterreichischen Kraftwerke AG und Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten wie zum Beispiel der Salzach-Kohlenbergbaugesellschaft, der Wolfsegg-Traunthaler Kohlewerks AG und Vorsitzender des Beirates der oberösterreichischen Landesbrandschaden-Versicherungsanstalt.

Am Samstag den 5. Juni 1948 erlitt Landeshauptmannstellvertreter Wirkl. Hofrat Dr. Franz Lorenzoni während seiner Amtsgeschäfte einen Schlaganfall, dem er auf dem Transport vom Büro in das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern erlegen ist. Er wurde am St. Barbara Friedhof in Linz zur letzten Ruhe gebettet.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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