Josef Lamprecht 1884-1950 |
Josef Lamprecht wurde am 8. Jänner 1884 in Gruisla, Bezirk Radkersburg in der Steiermark geboren. Zu Kriegsausbruch war er verheiratet (seit 6. August 1911) und als Motorführer bei der Wiener Straßenbahn in einer festen Anstellung, wurde jedoch als Reservist gleich zum k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 47 einberufen. Bereits im Dezember 1914 wurde er dort mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. Klasse ausgezeichnet. Im Jahre 1915 holte Josef Lamprecht, zuerst als Reserve-Gefreiter titular Korporal, dann als Reserve-Korporal titular Zugsführer, in rascher Folge zweimal die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse (23.3. und 30.9.1915). Im Verlauf der 11. Isonzoschlacht war der Reserve-Zugsführer Lamprecht als Zugskommandant bei der 15. Kompanie des IR 47 eingesetzt und konnte hier durch sein schneidiges Verhalten die Goldene Tapferkeitsmedaille erringen. Sein darüber verfasster Bericht lautet wie folgt: „Während der 11. Isonzoschlacht erhielt ich als Zugsführer in der 15. Komp./IR 47 beim Gegenangriff auf die italienische Stellung am 4. September 1917 den Befehl, die von den Tschechen an die Italiener verlorene Riegel- und Hauptstellung am Fuße der Hermada, Abschnitt Südtunnel und Sandhügel, zu nehmen. Wir rückten in drei Wellen mit einem noch jungen Leutnant vor, welcher jedoch schon nach den ersten 15 Schritten aus unserer Stellung heraus, einen Kopfschuss erhielt. Ich trug nun den Angriff bis zum Südtunnel vor, obwohl ich vom Tunnelfenster flankierendes Maschinengewehrfeuer erhielt, welches ich jedoch sofort zum Schweigen bringen konnte. Um auch die vom Entlüftungsschacht auf uns schießenden Gegner unschädlich zu machen, beorderte ich einen Mann mit Handgranaten zur genannten Öffnung, mit der Weisung dieselben einzeln einzuwerfen. Schon nach den ersten Einwürfen stieg Rauch aus dem Inneren des Tunnels. Ich ordnete sodann rasch meine noch verbliebenen Leute und ging zum Sturm auf die von den Italienern hartnäckig verteidigten Riegelstellungen Kote 40 bis Kote 110 vor. Trotz eigener schwerer Verluste gelang es mir die Gegner der mit Maschinengewehren und Minenwerfern besetzten Sandhügelstellung in erbittertem Nahkampf niederzuringen, wobei ich zahlreiche Gefangene machte und Maschinengewehre, Minenwerfer, eine große Anzahl neuer automatischer Pistolen, Massen von Handgranaten, Gewehren, Munition, technisches Kriegsgerät und wichtige Pläne erbeutete. Nachdem ich den Sandhügel besetzt hatte, ließ ich zur Verständigung unserer Artillerie Fähnchen ausstecken. Mit einigen Mann rollte ich sodann sofort die Stellung bis zum Sumpfrand auf, wobei ich nochmals auf ein feindliches Maschinengewehr traf, mit welchem sich der Feind als letztes Rückhalt am Sumpfrand festzusetzen trachtete. Die Besatzung ergab sich, nachdem der Kommandant derselben von meiner Kugel gefallen war. Gleichzeitig bemerkten wir – ich und der einzige noch bei mir verbliebene Kamerad, ein alter Landsturmmann – eine in der Richtung von den Adriawerken anrückende feindliche Schwarmlinie, welche ich durch eigenhändige Bedienung des Maschinengewehres zum Rückzug zwingen konnte. Während dieser Geschehnisse ging der mit stark ausgerüsteten italienischen Reserven vollbesetzte Südtunnel durch die von mir Bündelweise eingeworfenen Handgranaten unter gewaltiger Detonation in die Luft. Als Antwort setzte das uns Allen so gut bekannte mörderische italienische Artilleriefeuer ein, welches trotz meiner versuchten Signalisierung unabsichtlich durch unsere eigene Artillerie verstärkt wurde. Drei bis vier Stunden lang wurde von beiden Seiten auf die von uns genommene Stellung gefeuert! Noch während der hereinbrechenden Abenddämmerung gelang es mir im Alleingang, mein einziger Begleitmann war inzwischen vor Erschöpfung ausgefallen und offenbar zurückgegangen, auf meinem Kompanieabschnitt, welcher sich vom Sandhügel bis zum Sumpfrand erstreckte hintereinander drei feindliche Patrouillen mit insgesamt 30 Mann gefangen zu nehmen. In der Nacht zum 5. September machte ich mich dann auf den Weg zur Kaverne meiner Kompanie, um von dort Verstärkung zur Besetzung der gewonnenen Stellung zu holen und meinem Kompaniekommandanten den Erfolg zu berichten.“ Für diese Waffentat erhielt Josef Lamprecht durch das Armeekommando der Südwest Front die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen, welche ihm durch Oberst Gottfried Hofer in Marburg am 28. Oktober 1917 überreicht wurde. Feldwebel Josef Lamprecht, der auch noch mit der Bronzenen Tapferkeitsmedaille und dem Karl-Truppen-Kreuz, sowie dem Dienstzeichen für Unteroffiziere dekoriert worden ist, ging nach Kriegsende wieder in seinen Zivilberuf bei den Wiener Stadtwerken zurück, wo er auch bis zu seinem Lebensende blieb. Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Österreich wurde er, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, ehrenhalber zum Leutnant a.D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert, wurde aber wahrscheinlich nicht mehr zu einer Kriegsdienstleistung eingezogen. Laut den Unterlagen des Rings der Goldenen Tapferkeitsmedaille ist er im Jahre 1946 in Wien verstorben, was jedoch nicht richtig sein kann. Laut Eintragung in den Kirchenregistern ist Josef Lamprecht am 14. Jänner 1950 in Wien III. verstorben, eine Grabstätte konnte nicht mehr ermittelt werden © Jörg C. Steiner, Wien |