Anton Jungwirth 1889-1966 |
Anton Jungwirth wurde am 25. September 1889 in Oberndorf, Salzburg geboren. Erst als sein Vater, von Beruf Finanzbeamter, im Jahre 1895 gestorben war, übersiedelte die Mutter, eine geborene Lackner, 1904 mit ihren Kindern nach Innsbruck. Anton Jungwirth, der zuvor das Gymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch als Internatsschüler besucht hatte, maturierte 1908 und begann danach an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck sein Jus-Studium. Im Jahre 1910 wurde er zum 1. Regiment Tiroler Kaiserjäger assentiert, wo er sein Freiwilligen Jahr als Reserveoffiziersanwärter absolvierte. Im Jahre 1913 legte er die erste Staatsprüfung ab. Da seine Mutter als Witwe mit vier Kindern nicht die finanziellen Möglichkeiten hatte ihm das Studium zu ermöglichen, nahm er vorübergehend den Posten eines Redakteurs bei einer Tiroler Zeitung an. Gleich zu Kriegsbeginn wurde Anton Jungwirth eingezogen und dem k.u.k. Feldjäger-Bataillon Nr. 19 als Fähnrich der Reserve zugeteilt. Der junge Offiziersanwärter ging gleich so forsch zur Sache, dass sich die kommenden Ereignisse nur so überschlagen. Von Beginn an bewies er in mehreren Gefechten Mut und Können, vor allem in den Kämpfen im Oktober und November 1914. Fähnrich Jungwirth war als interimistischer Kompaniekommandant einer „abdetachierten Kompanie“, die etwas mehr als Zugstärke hatte, eingesetzt. Am 22. und 23. Oktober 1914 führte er seine Einheit am linken Ufer des Flusses Weichsel gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner. Trotz knietiefem Sumpf und zeitweise sehr heftigem Maschinengewehrfeuer wagte er todesverachtend einen Angriff gegen diese starke russische Einheit. Diese, für den Gegner völlig überraschende Initiative, war schließlich von überwältigendem Erfolg gekrönt. Fähnrich Jungwirth konnte mit seinen wenigen Leuten 13 russische Offiziere, darunter ein Stabsoffizier und Bataillonskommandant, sowie 620 Mann gefangen nehmen. Weiter wurden vier Maschinengewehre und 200 Handgranaten erbeutet. Für diese schneidige Waffentat wurde Fähnrich Anton Jungwirth mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Die Publikation erfolgte erst im Verordnungsblatt am 1. Jänner 1915. Vorher wurde er allerdings außertourlich mit dem Rang vom 1. November 1914 zum Leutnant der Reserve befördert und erwarb sich auch gleich am 21. November 1914 die erste Offiziersauszeichnung, die Bronzene Militär-Verdienstmedaille (Signum Laudis) am Band für Kriegsverdienste. Vorerst aber erhielt Anton Jungwirth aus den Händen seines Bataillonskommandanten, Hauptmann Alexander Žifković, am 1. Dezember 1914 bei Suloszowa nächst Kattowitz, die Goldene Tapferkeitsmedaille. Da man im Hauptmünzamt, aufgrund des großen Bedarfs zu Kriegsbeginn mit der Beschaffung von geeignetem Edelmetall und daher mit dem Prägen von Goldenen Tapferkeitsmedaillen nicht nachkam, wurden bis ca. März 1915 alle noch vorhandenen Reserven und Restbestände Goldener Tapferkeitsmedaillen alter Prägung ausgegeben. Anton Jungwirth erhielt daher eine aus der Serie 1849 mit dem bartlosen Portrait Kaiser Franz Josephs! Diesen höchst seltenen Medaillentyp kann man sogar noch gut auf seinen Portraitfotos aus dem Zweiten Weltkrieg erkennen. Nach den Kämpfen bei Novo-Aleksiniec wurde Leutnant Anton Jungwirth, aufgrund seiner neuerlichen hervorragenden Tapferkeit und seines vorbildlichen Verhaltens vor dem Feind, außertourlich mit Rang vom 13. September 1915 zum Oberleutnant befördert und mit der Silbernen Militär-Verdienstmedaille (Signum Laudis) am Band für Kriegsverdienste am 29. Oktober 1915 dekoriert. Den anschließenden Sonderurlaub in die Heimat nutze er, um sich am 27. Oktober 1915 mit seiner Braut Elsa Schober offiziell zu verloben. Im Laufe des Jahres 1916 stellte sich der deutsche Verbündete mit der Verleihung des preußischen Eisernen Kreuzes 2. Klasse ein und Oberleutnant der Reserve Anton Jungwirth wird abermals für besonders tapferes Verhalten vor dem Feind mit dem Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse mit Kriegsdekoration ausgezeichnet. Die entsprechende Publikation erfolgte im Verordnungsblatt vom 16. Dezember 1916. Für alle drei Offiziersauszeichnungen erhält er bei Einführung der „Schwerter“ diese selbstverständlich rückwirkend zuerkannt. Aufgrund des kaiserlichen Erlasses, Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille unbedingt am Leben zu erhalten und sie daher möglichst im Hinterland zu verwenden, wurde Oberleutnant Jungwirth zum Ersatzkader als Ausbildner versetzt. Wenn auch der junge, mutige Offizier damit nicht besonders glücklich war, überlebte er so doch unbeschadet den Krieg. Gleich nach Kriegsende trat er im Dezember 1918 bis zum Juni 1919 eine Stelle als Rechtspraktikant beim Landesgericht Innsbruck an, gefolgt von einer Ausbildungsstelle als Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei Dr. Richard Steidle bis 31. Dezember 1921. So konnte er am 20. August 1919 seine Elsa heiraten. Dieser Ehe entsprang ein Sohn namens Walther, der jedoch im Zweiten Weltkrieg als Leutnant an der Westfront gefallen ist. Nach erfolgreicher Ablegung der Rechtsanwaltsprüfung, eröffnete Dr. Anton Jungwirth seine eigene Kanzlei in der Innsbrucker Leopoldstraße Nr.22. Nach dem sogenannten Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich, wurde Dr. Jungwirth 1938 zu einem Offiziersumschulungskurs nach Bregenz einberufen. Er nahm bei der sogenannten Besetzung des Sudetenlandes teil und wurde im Zweiten Weltkrieg von Beginn an einberufen. Er machte den Polenfeldzug mit, war dann Offizier der Besatzungsarmee in Frankreich und schließlich als Hauptmann in Norwegen eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er weiterhin als selbständiger Rechtsanwalt in Innsbruck. Mehrere Jahre hindurch diente er auch der Tiroler Rechtsanwaltskammer als Präsidentstellvertreter. Dr. Anton Jungwirth verstarb am 3. Mai 1966 in Innsbruck und wurde am Mühlauer Friedhof beerdigt. © Jörg C. Steiner, Wien |