Josef „Sepp“ Innerkofler

1865-1915

 

Sepp Innerkofler wurde am 28. Oktober 1865 am Unter-Adamerhof zu Sexten in Südtirol geboren. Sein Vater Christian war Bauer und Steinmetz, seine Mutter Ursula, geborene Fuchs, die Hebamme des Tales. Schon früh musste er, wie damals üblich, den Dienst eines Kuhhirten und Jungknechts versehen. Mit siebzehn erlernte er beim Vater das Handwerk des Steinmetzes, ging aber dann, wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten als Hilfsarbeiter ins Sägewerk Stauder. In den freien Stunden soll er als Jäger und Bergsteiger geradezu unglaubliche Taten vollbracht haben, was ihn bald über die Gegend hinaus zur Legende werden lies.

Im Jahre 1889 ergriff er den Beruf eines Bergführers, was ihn auch in Touristenkreisen rasch bekannt machen sollte. Zum aktiven Militärdienst wurde er aufgrund seines kleinen und schmächtigen Körpers nicht eingezogen, sondern nach zwei Musterungsversuchen als sogenannter „Staatskrüppel“ vom Wehrdienst befreit. Im Jahre 1895 heiratete er Maria Stadler aus St. Lorenzen, fünf Kinder entsprangen schließlich dieser Verbindung, und übernahm mit ihr die Bewirtschaftung der Schutzhütte auf dem Helm. Ab 1898 war er der vielgepriesene Wirt der „Dreizinnenhütte“, die er dreimal vergrößerte.

Später übernahm er auch die Zsigmondyhütte und baute ab 1903 neben seinem Vaterhaus die stattliche „Villa Innerkofler“, die ihm auch als Familienhaus und für Sommergäste diente. Im Jahre 1908 errichtete er im Fischleinthal den „Dolomitenhof“, einen Touristengasthof ersten Ranges. Neben seiner Tätigkeit als Gastwirt und Hotelier war er auch immer als Bergsteiger und Jäger aktiv. Ein Meilenstein seines bergsteigerischen Könnens wurde die Erstbesteigung der Nord-Wand der Kleinen Zinne (2.856m), als er gemeinsam mit Veit Innerkofler am 28. Juli 1890 Dr. Hans Helversen durch diese mauergleiche Wand führte, was damals in Bergsteigerkreisen größtes Aufsehen erregte.

Seiner Leidenschaft für die Berge verdankte er es auch, dass er am 21. Mai 1915 – also noch vor der Kriegserklärung Italiens am 1. Juni – bereits vom Paternkofel aus die Italiener beim Bau von Geschützständen beobachten konnte. Seiner Meldung wurde allerdings offenbar kein Glauben geschenkt oder von den Militärkommanden als unwichtig abgetan. Innerkofler selber vertrat ja stets die Meinung, dass in diesem Gebiet die günstigste Verteidigungslinie auf dem Drei-Zinnen-Plateau von Paternkofel über den Paternsattel zu den Drei Zinnen verlaufen würde. Diese Linie hätte bei Kriegsbeginn noch leicht besetzt werden können und damit vielleicht viele blutige Verluste ersparen geholfen, aber auch hier hörte man nicht auf den erfahrenen Bergführer.

Als nun Italien den Vertrag mit Österreich-Ungarn brach und am 1. Juni 1915 auf Seiten der Alliierten in den Krieg eintrat meldete sich Innerkofler sofort zur Verteidigung der Heimat zu den Sextener Standschützen. Schon bald waren seine, im bergsteigerischen Sinne sehr kühnen, Patrouillen allseits bekannt und bei den Italienern gefürchtet. Noch vor den Italiener gelang es ihm den Einserkofel (2.699m) zu besetzen und zu halten bis Entsatz kam. Am 14 Juni 1915 überfiel er eine 12 Mann starke Alpinipatrouille und schlug sie praktisch alleine in die Flucht. In rascher Folge wurde er mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. und 2. Klasse ausgezeichnet und zum Oberjäger befördert. (Obenstehendes Foto zeigt ihn mit einem seiner Söhne, der ebenfalls die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse bekommen hat.)

Anfang Juli hatten sich auf dem Paternkofel (2.744m) mehrere Alpini eingenistet und Innerkofler erbot sich diesen wichtigen Beobachtungspunkt zu säubern. Er wählte sich die beiden Unterjäger Forcher und Piller, sowie drei weitere Standschützen als Begleiter. In der Dunkelheit des 4. Juli 1915 begann die mutige Schar den Aufstieg durch den fast senkrechten Leuchskamin bis zur Paternkofelspitze. Von unten wurden die Alpini mittels Gewehr- und M.G.-Feuer niedergehalten bis die verwegene Gruppe das nur wenige Quadratmeter große Gipfelplateau erreicht hatte. Sofort entbrannte ein erbitterter Nahkampf. Innerkofler warf drei Handgranaten, wovon aber nur eine explodierte. Dies war letztlich das Glück der italienischen Besatzung.

Die 20 Alpini gaben sofort heftigstes Feuer und Oberjäger Sepp Innerkofler fiel getroffen rücklings die fast 50 Meter hohe, steile Rinne gegen das Altsteinthal hinunter. Das waghalsige Unternehmen war gescheitert. Die Übrigen bargen den ebenfalls verletzten Unterjäger Forcher und flüchteten. Neueste Forschungen legen den Verdacht nahe, dass Innerkofler nicht von italienischen Kugeln, sondern von den Geschossen des, von unten Feuerschutz gebenden, M.G.s getroffen worden wäre. Das, selbst wenn es wahr sein sollte, würde jedoch der Tapferkeit seiner Tat keinen Abbruch tun!

Die Italiener bargen später die Leiche Innerkoflers und beerdigten ihn ehrenvoll auf dem Gipfel des Berges. Erst durch die Erfolge in der 12. Isonzoschlacht im Spätherbst 1917 waren die Italiener gezwungen die Hochgebirgsfront östlich der Etsch zu räumen. So konnte im August 1918 die Leiche Sepp Innerkoflers enterdigt und im Familiengrab auf dem Friedhof zu Sexten beigesetzt werden.

Als erster Standschütze erhielt Oberjäger Sepp Innerkolfer aufgrund seiner Waffentat vom 4. Juli 1915 posthum die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen. Der Unterjäger Forcher wurde mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 1. Klasse ausgezeichnet, die übrigen Teilnehmer dieser schneidigen Aktion mit jener der 2. Klasse.

Anmerkung: Seit 1995 vergibt die Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres in Enns, dem Vorbild der Jahrgangsnamen der Militärakademie in Wiener Neustadt folgend, Lehrgangsnamen und so erhielt der 1. Lehrgang 1995 den Namen "Standschützenoberjäger Sepp Innerkofler".

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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