Johann Forcher

1869-1948

 

Johann Forcher wurde am 27. Juni 1869, nach anderen Quellen am 5. November, in Trient geboren, verlebte seine Kindheit jedoch bei seiner Tante Christine, der Frau des Schneiders Johann Stabinger, in Sexten (Südtirol). Da die Ehe der Stabingers kinderlos blieb, erbte er später deren Anwesen. Nach der Volksschule erlernte er das Handwerk eines Schuhmachers und betrieb nebenher schon früh den Beruf eines Bergführers. Als solcher machte er sich in Landro später einen großen Namen. Im Jahre 1900 heiratete Johann Forcher Amalia Kofler, die allerdings bereits nach vier Jahren verstarb. Trotz dieser kurzen Zeitspanne hinterließ sie dem Witwer drei Söhne, Johann, Augustin und Sebastian.

Als Italien in den 1. Weltkrieg eintrat meldete sich der 45-jährige sofort zu den Standschützen. Als erfahrener Bergführer gehörte der „Forcher Schanni“ rasch zu den gefürchteten „Fliegenden Patrouillen“ des Standschützen-Oberjägers Sepp Innerkofler und war auch als engster Kamerad bei dem berühmten Unternehmen gegen den Paternkofel am 4. Juli 1915 dabei. Während Innerkofler fiel, wurde Forcher durch einen Gewehrschuss am Oberschenkel und durch Steinwürfe verwundet. Für diese Aktion wurde ihm die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse verliehen. Besonders auszeichnen sollte sich Forcher jedoch Mitte September 1916, als es galt, die besetzte Schimkekuppe, eine wichtige Stellung im Bereich des von den Italienern am 4. September 1916 eroberten Foramegipfels (2.566m) im Bereich Cristallogruppe, zurückzuerobern.

Für den 13. September 1916 war die Erstürmung der Schimpkekuppe, ein 2.718 Meter hoher Gipfel am Vilozanebach, angeordnet. Der Angriff, den eine 84 Mann starke Gruppe, bestehend aus Kaiserjägern, Kaiserschützen und Rainern (Angehörige des k.u.k. Infanterie Regiments Nr. 59), ausführen sollte, war aber offensichtlich zu spät angesetzt. Es hellte früher auf, als erwartet und ein sofort einsetzendes massives Abwehrfeuer der Italiener machte das ganze Vorhaben undurch-führbar. Dies erkannten auch die kommandierenden Offiziere und befahlen den Rückzug. Die beiden Nebengruppen der Standschützen, geführt von den Bergführern Forcher und Piller, waren aber bereits soweit vorgegangen, dass sie vom Abbruch der Aktion nicht mehr verständigt werden konnten.

Während die Gruppe Piller das Feindesfeuer auf sich zog, ging Forcher mit seinen sechs Mann, in der richtigen Erkenntnis, dass die Hauptgruppe wohl nicht mehr folgen könnte, im todesmutigen Handstreich zum Sturm auf den Gipfel los. Durch das Überraschungsmoment begünstigt, konnte die kleine Sturmpatrouille die Bemannung des Maschinengewehres niedermachen und dieses erbeuten. Mit dem Verlust von nur einem Mann, gelang es zwei verwundete italienische Offiziere und 42 Alpini gefangen zu nehmen. Johann Forcher wurde für diese schneidige Waffentat mit der Goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und zum Oberjäger befördert. Er erwarb sich noch die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse und das Karl-Truppen-Kreuz, bevor er als Stabsoberjäger zu Kriegsende abrüstete.

Nach dem Krieg errichtete er an Stelle der zerstörten Dreizinnenhütte eine provisorische Unterkunft und ebenso bei der Zsigmondyhütte, die beide früher von Innerkofler bewirtschaftet worden waren. Später errichtete Forcher die Zsgmondyhütte völlig neu und bewirtschaftete diesen Neubau jahrelang mustergültig. Da er nach dem Krieg in Südtirol, also Italien, blieb, bekam er auch keine Tapferkeitsmedaillen-Zulage ausbezahlt und wurde im Zweiten Weltkrieg auch nicht ehrenhalber zum Offizier befördert.

Durch volle 60 Jahre hindurch gehörte er der Ortsfeuerwehr an. Johann Forcher verstarb am 24. August 1948 in Sexten, wo er unter großer Anteilnahme der Kameraden und der Bevölkerung, Sextener Bergführer trugen seinen Sarg, zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Anmerkung: Seit 1995 vergibt die Heeresunteroffiziersakademie des Österreichischen Bundesheeres in Enns, dem Vorbild der Jahrgangsnamen der Militärakademie in Wiener Neustadt folgend, Lehrgangsnamen und so erhielt der 10. Lehrgang 2000 den Namen "Standschützenoberjäger Johann Forcher".

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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