Anton Fallenbacher

1890-1962

 

Anton Fallenbacher wurde am 16. August 1890 in Neuburg an der Donau geboren, wo er auch die Volks- und Realschule besuchte. Er trat in den Zolldienst ein und diente bei der Zollwache in Kufstein, in der Wildschönau, später am Brenner und in Domodossola und schließlich wieder in Kufstein. Kurz vor dem Weltkrieg trat er als Berufsunteroffizier in den aktiven Militärdienst des 4. Regiments der Tiroler Kaiserjäger.

Mit diesem Regiment zog er gleich zu Kriegsbeginn nach Galizien wo er in den schweren Kämpfen gegen die Russen in kurzer Zeit mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille 2. und 1. Klasse (1914), sowie mit der neugestifteten Bronzenen Tapferkeitsmedaille (1915) ausgezeichnet wurde. Sein „Meisterstück“ leistete er allerdings im Oktober 1915 bei einem Sturmangriff an der Dolomitenfront bei der 3. Kompanie im 4. Regiment Tiroler Kaiserjäger. Im Belohungsantrag liest sich das so:

Oberjäger Anton Fallenbacher ... hatte am 22. Oktober 1915 aus der Kopfstellung des Sub-Abschnittes 8f, Col di Lana, mit einer Handgranatenpatrouille ein italienisches Maschinengewehr, welches aus kürzester Entfernung die österreichische Hauptstellung beschoss, demoliert und die Besatzung vernichtet. Beim Gegenangriff und beim Sturme gegen den vielfach stärkeren Feind, sowie bei der Säuberung der starken Stellungen des Gegners, der sich sehr zähe und hartnäckig wehrte, hatte sich Oberjäger Fallenbacher durch ganz hervorragende Tapferkeit und entschiedenes Auftreten ausgezeichnet, wodurch er die Mannschaft mit sich riss und so zum Erfolge beigetragen hat. Allein mit Handgranaten bewaffnet rieb er todesverachtend eine ganze feindliche Abteilung, die eine Überrumpelung versucht hatte, bis auf den letzten Mann auf.

Für diese heldenhafte Tat wurde ihm die Goldene Tapferkeitsmedaille zuerkannt und am 24. Dezember 1915, als besondere Auszeichnung, persönlich vom Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph in Auer (Südtirol) überreicht. Auch die verbündeten Deutschen stellten sich mit einer Auszeichnung ein, wobei es dabei zu einer diplomatischen Peinlichkeit kommen sollte.

Bei der gegenseitigen Dekorierung von Deutschen und Österreichern hatte sich folgende sehr selten gebrochene Usance als ungeschriebenes Gesetz herausgebildet. Die Österreicher verliehen an Offiziere das Militärverdienstkreuz 3.Klasse oder Orden und an Unteroffiziere die Silberne Tapferkeitsmedaille 2.Klasse - bei herausragenden Fällen von Tapferkeit auch die Silberne Tapferkeitsmedaille 1.Klasse. Die Deutschen wiederum verliehen an österreichische Offiziere das Eiserne Kreuz 2.Klasse in besonderen Fällen 1.Klasse und an Unteroffiziere die (preußische) Kriegerverdienstmedaille am Bande des Eisernen Kreuzes - was bei den meisten Besitzern der Goldenen Tapferkeitsmedaille auch der Fall war. Österreicher, die nicht Offiziere oder Offiziersanwärter waren konnten also das Eiserne Kreuz nur dann erhalten, wenn sie direkt unter deutschem Befehl die Tat begangen hatten - was ausgesprochen selten vorkam! (Diese etwas umständliche Erklärung nur um die weiteren Vorgänge besser verstehen zu können.)

Als also Oberjäger Fallenbacher - noch dazu persönlich durch den Thronfolger - mit der „Goldenen“ ausgezeichnet wurde, stellte sich auch der Verbündete mit der Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse ein. Warum dieser diplomatische Fehler geschah, ist leider nicht mehr nachvollziehbar, möglicherweise entstand er dadurch, dass Fallenbacher als Absolvent der Realschule eigentlich die Möglichkeit gehabt hätte Offizier zu werden. Jedenfalls musste dieser „Fehler“ im Sinne der Auszeichnungsgerechtigkeit bereinigt werden und so wurde ungefähr eine Woche nach der Verleihung Fallenbacher zum Regimentskommandanten zitiert und ihm unter Beisein des sichtlich zerknirschten deutschen Verbindungsoffiziers das Eiserne Kreuz 2.Klasse wieder abgenommen! Um die Enttäuschung nicht so groß werden zu lassen wurde ihm stattdessen das preußische Militärehrenzeichen 2. Klasse verliehen. Dies ist eine silberne Medaille, ungefähr so groß wie die Silberne Tapferkeitsmedaille 1. Klasse, deren Vorder- und Rückseite praktisch mit der (sehr) kleinen Kriegerverdienstmedaille identisch ist, die ebenfalls am Bande des Eisernen Kreuzes zu tragen war. Dies ist meines Wissens ein einzigartiger Vorgang!

Anton Fallenbacher, der rasch bis zum Offiziersstellvertreter avancierte, wurde noch zweimal verwundet, einmal durch einen Gewehrschuss am rechten Unterarm und einmal schwer durch einen Bajonettstich in den linken Arm. Er verblieb auch nach dem Zusammenbruch im aktiven Militärdienst. Erst durch verschiedene Schikanen durch rote Soldatenräte entschloss er sich im Jänner 1920 wieder in den zivilen Beruf bei der Zollwache zu wechseln.

Er heiratete und ließ sich in Kufstein mit Frau und 2 Kindern nieder. Wie auch andere Träger Goldener Tapferkeitsmedaillen wurde er im Jahre 1939 zum Landwehr-Leutnant a.D. in der Deutschen Wehrmacht befördert und brachte es im Laufe des Zweiten Weltkrieges bis zum Hauptmann der Reserve. Er trat als Zoll-Obersekretär in den Ruhestand und erlag am 22. Juni 1962 in Kufstein einem Herzinfarkt. Unter großer Anteilnahme wurde er auf dem städtischen Friedhof beigesetzt und eine uniformierte Kompanie der Kaiserjäger hielt ihm die Ehrenwache.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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