Franz Ertl 1890-1976 |
Franz Ertl wurde am 3. Juni 1890 als Sohn von Aloisia und Peter Ertl vulgo Junkerbauer in Obergottesfeld 10, Gemeinde Sachsenburg in Kärnten geboren. Bei Kriegsausbruch diente der Bauernsohn aktiv als Unteroffizier in der 1. Kompanie des k.u.k. Infanterie Regiment Nr. 7. Als er sich Ende 1917 die Goldene Tapferkeitsmedaille erwarb, war er bereits mehrfach ausgezeichnet und hatte den Rang eines Feldwebels erreicht. Als der Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille Mitte der 1930er Jahre seine Mitglieder aufforderte Tatbeschreibungen zu verfassen und einzuschicken, bat Franz Ertl seinen ehemaligen Kompaniekommandanten dies für ihn zu tun. Dieser verfasste folgendes Schreiben: „Bericht des Kommandanten der 1. Feldkompanie des I.R.7, Oberleutnant i.d.Res. Ing. Hans Fitz über die Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille an den Feldwebel Franz Ertl der 1./7. Feldkompanie auf Grund des Originaltagesbuches dieser Feldkompanie vom Jahre 1917: Am 4. November 1917 langte das I./7 Baon um 8 Uhr nachmittags am Nordrand von Sequals ein, wa das IV.// Baon als Vorhut bereits Fühlung mit dem in Sequals festgesetzten Gegner genommen hatte. Um 9.30 Uhr nachmittags bekam die 1./7 Komp den Befehl – im Einklange mit dem IV/7 Baon, das Sequals angreifen sollte – über die Höhe östlich der Strasse Sequals-Solimbergo vorzugehen und die vom Feinde besetzte Höhen östlich der Brücke Colle d.s. Höhe Kote 302, Kote 315 zu nehmen. Der Zweck dieses Angriffes sollte sein, durch den Besitz der Höhen östl. Brücke Colle, diese selbst unter Feuer nehmen zu können und so den Rückzug der Italiener aus Sequals, wo mehrere Baone festgestellt waren und aus Solimbergo, wo sich 3 Komp. Bersagliere (Radfahrer) befanden zu stören und auch den Angriff des IV/7 Baons auf den Brückenkopf Colle zu unterstützen. Der 1./7 Komp. War für diesen Angriff die ganze M.G.Komp. 1./7 mit 8 M.G. beigegeben bzw. unterstellt, ebenso die halbe 16./7 Komp. Kommandant dieser Angriffsgruppe war der Komp. Kdt. Der 1./7 Komp Oblt. i.d.Res. Ing. Hans Fitz. Auf der Höhe östl. Strasse Sequals-Solimbergo um 11.30 Uhr nachmittags angelangt, wurde ohne auf den Angriff des IV/7 Baons zu warten, vom Komp.Kdten der Befehl gegeben, die Höhe Kote 302 und Kote 305 sogleich zu nehmen. Am 5.XI. um 2 Uhr vormittags waren die Höhen schon erstürmt, hiebei 4 M.G. erobert und 2 Offiziere und 79 Mann Gefangene gemacht und von der Höhe, die Brücke Colle unter wirkungsvolles Feuer genommen. Hiedurch war der Rückzug der Italiener über die Brücke Colle bereits in Frage gestellt. Obwohl das östl. Ufer der Meduna noch vom Feinde besetzt war, gab der Kommandant den Befehl unter Ausnützung der Dunkelheit zur Brücke abzusteigen und diese nebst dem westlichen Brückenkopf in Besitz zu nehmen, wodurch der ganze Angriff des IV./7 Baons auf die Brücke Colle gegenstandslos werden könnte. Trotzdem auf der Brücke lebhafter Verkehr des Gegners herrschte, wurde die Brücke in der Dunkelheit überschritten und der westliche Brückenkopf genommen und Front gegen die Brücke gemacht, so dass der Rückzug des Feindes jetzt ganz abgeschnitten war. Um den Rücken der eigenen Gruppe zu sichern, erhielt der dritte Zug (Oblt. Ranzinger) den Befehl, einen Vorstoß gegen den Ort Colle durchzuführen, wobei unter anderem 1 Genie-Oblt. Mit einigen Pionieren gefangen wurden, die die Brücke sprengen sollten. Bei diesem Vorstoß stürmte ein Teil des 3ten Zuges mit Feldwebel Franz ertl die Höhe vor dem Ort Colle und nahm 3 feindliche M.G. die sogleich verkehrt und aus welchen sofort die aus dem Ort Colle neuerlich zum Angriff ansetzenden Italienern unter derart wirkungsvolles Feuer genommen wurden, dass sie fluchtartig den Rückzug antreten mussten. Außer den drei erstürmten feindl. M.G. nahm Feldwebel Ertl bei seinem schneidigen Angriff noch 1 Offizier und 140 Mann gefangen und verhinderte jeden neuen Angriff gegen den Rücken der die Brücke absperrenden Angriffsgruppe. Der Erfolg der Angriffsgruppe Oblt. Fitz war durchschlagend, da hiebei bei den verschiedenen neuerlichen Angriffsversuchen der Italienern gegen den besetzten westlichen Brückenkopf noch weitere Gefangene gemacht und Kriegsmaterial erobert wurde, so dass bis zu den Morgenstunden des 5.XI.1917, zu welcher Zeit der Ort Colle vom Feind schon geräumt war, insgesamt: 13 M.G., 2 kompl. Panzerautos erobert und 12 Offiziere und 377 Mann gefangen wurden. Außerdem ließen die Italiener in Colle noch 5 M.G. und ungeheures Kriegsmaterial zurück. An diesem Erfolg hatte Feldwebel Ertl durch seinen schneidigen Angriff gegen Colle wesentlichen Anteil, weshalb er vom Kommandanten der Angriffsgruppe mit vollem Recht zur Goldenen Tapferkeitsmedaille eingegeben wurde, die ihm kurze Zeit später auch verliehen wurde. Graz, am 10. April 1937, Ing. Hans Fitz, Oblt.i.d.Res. und ehemaliger Kommandant der 1./7 Feldkomp.“ Feldwebel Franz Ertl, der übrigens während des gesamten Krieges niemals verwundet worden ist, quittierte seinen Dienst und ging zurück in seinen Heimatort. Ebendort heiratete er am 12. Jänner 1920 Frau Katharina Krammer (geb. 26.4.1896) und übernahm schließlich den elterlichen Bauernhof. Über seinen weiteren Lebensweg konnte wenig in Erfahrung gebracht werden. Offenbar wurde er nicht, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, anlässlich des 25sten Jahrestages der Schlacht von Tannenberg zum Leutnant a.D. in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert. Franz Ertl verstarb in seiner Heimatgemeinde Obergottesfeld/Sachsenburg am 11. Februar 1976. © Jörg C. Steiner, Wien |