Johann Brindlmayer

1889-1971

 

Johann Brindlmayer wurde am 15. November 1889 in Hollenstein, einem Gemeindeteil von Wagram an der Traisen in Niederösterreich als Ältester von 8 Geschwistern geboren. Sein Vater Anton Brindlmayer war dort Weinhauer. Seine Mutter Maria, geborene Miksche, war die Tochter eines Wirtschaftsbesitzers ebendort. Johann Brindlmayer besuchte nach der Volksschule die Bürgerschule in Wien. Von 1908 bis September 1911 fand er eine Anstellung bei Hof und rückte schließlich zum 1. Landesschützenregiment, IV. Baon nach Trient ein.

Bei Kriegsausbruch ging er mit seinem Regiment als Oberjäger-Bataillonshornist nach Galizien an die Front ab. Bereits in den Kämpfen zwischen 8. und 11. September 1914 bewährte er sich, meist als Aufklärer oder Meldereiter eingesetzt, mehrfach und wurde sogar am 8. September leicht verwundet. Am 11. September 1914 erhielt er im Zuge einer Aufklärungsmission zwei Schüsse in den Kopf. Ein Kamerad schleppte ihn schwer verwundet in die eigene Stellung zurück. Aufgrund seiner vorher angefertigten Skizze konnte die feindliche Artillerie im Anschluss erfolgreich niedergekämpft werden. Für diese Tat erhielt Oberjäger Brindlmayer, als erster Soldat seines Regiments die Goldene Tapferkeitsmedaille, verliehen. Die Überreichung erfolgte, aufgrund seiner schweren Verwundung, durch das Ergänzungbezirkskommando in Wels. Bemerkenswert ist bei diesen frühen Verleihungen, dass offenbar die zuständigen Stellen mit der Beschaffung der benötigten Anzahl Goldenen Tapferkeitsmedaillen nicht nachgekommen sind. Nachweislich wurden bis ungefähr März 1915 alle Bestände von Goldenen Tapferkeitsmedaillen, die man noch aus früheren Jahren auf Lager hatte, ausgegeben. So erhielt Brindlmayer ein Stück mit dem früheren Bild des Kaisers (nach links blickend, leichter Bart) wie es dem Muster, das zum Beispiel in den Feldzügen 1864 und 1866 ausgegeben worden ist, entsprach.

Als Ende der 1930er Jahre die Hauptleitung des Vereins "Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille" die Mitglieder aufforderte eine Beschreibung der Waffentat, die zur Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille geführt hatte, einzusenden, gab Johann Brindlmayer am 30. April 1937 mit einer nachträglichen Verbesserung am10. Mai 1937, folgenden Text ab:

"Bei Kriegsausbruch im August 1914 ging ich als Baonstrompeter mit dem Landesschützenbaon 4/I nach Galizien an die Front. Ich versah den Dienst als Aufklärer und Meldereiter, wobei ich oft Tag und Nacht nicht aus dem Sattel kam. Um Mitternacht vom 25. auf 26. August 1914 bekam ich den Auftrag den Regts-Train näher an die vorderste Linie heranzuführen. Beim Durchreiten einer kleinen Ortschaft bei Kulikow bemerkte ich dass ich von beiden Seiten eingeklemmt bin, es krachten Gewehrschüsse von vorn und rückwärts. Ich drückte mich sofort hinter eine Hausecke und sah kurze Zeit dem Gefecht zu, wie ich aber bemerkte dass sich eigene Truppen in der Dunkelheit gegenseitig beschießen, gab ich sofort mit meiner Trompete das Signal 'Feuer einstellen'. Im nächsten Moment war Ruhe im Dorfe und weitere Opfer wurden vermieden.

Beim Rückmarsch auf Lemberg Ende August 1914 hatte ich als Meldereiter folgenden Befehl. Mein Regiment zog am Abend auf der Strasse zurück und ich wurde bestimmt in der Nacht bis Punkt 11 Uhr als Nachhut auf meinem Posten zu bleiben und zu beobachten ob sich feindliche Patrouillen hermachen. Ich ritt auf meinem Schimmel in ein kleines Birkenwäldchen und hielt scharf Umschau. Um zirka 22 Uhr galoppierten 2 Kosakenpatrouillen in nächster Nähe vor mir vorrüber welche in entgegengesetzter Richtung ritten, sodass ich dem RgtsKdo bei meinem Eintreffen genaue Meldung der russischen Patrouillen erstatten konnte.

In der Nacht vom 6. auf 7. September vollführte ich meinen Auftrag und kam während meines Rittes zu einem Graben worin ich eine russische Patrouille entdeckte wobei die Russen durch mein rasches Anreiten derart erschreckten, die Waffen wegwarfen und mir zur nächsten Abteilung folgten, wo ich sie übergeben konnte.

Am 8. September 1914 in der Schlacht bei Grodek erhielt ich den Befehl die Flügelkompanie aufzusuchen. Ich ritt ins Ungewisse, erreichte ohne Zwischenfall die Kompanie und machte mich gleich wieder auf den Rückweg, bei diesem bemerkte ich, dass sich mehrere Leute zirka 50 Mann von der vordersten Feuerlinie entfernen und gegen den Wald in die zweite Stellung zurückliefen. Bei meinem Befragen der Mannschaften gaben sie zur Antwort es sei kein Kommandant vorhanden und wir wissen uns nicht zu helfen. Ich munterte die Mannschaft auf mir in die vorderste Stellung zu folgen. Vor mir lag der Meierhof bei Weissenberg-Ottenhausen aus dem die Russen so verrückt auf die abgetrennte Landsturmkompanie schossen, die dem mächtigen Angriff schon zu erliegen drohte. Gleich nach meinem Eintreffen in der vordersten Linie setzte die dort befindliche Abteilung zum Sturmangriff an, wobei ich mich mit meinen gesammelten Leuten sofort anschloss und das Gefecht welches nur wenige Minuten dauerte, mitmachte. Die Russen sahen sich der Übermacht als verloren, die sich retten konnten flüchteten, die übrigen zirka 70-80 Mann warfen die Waffen von sich und ließen sich sodann gefangen nehmen. Nach Vollendung dieses Gefechtes ritt ich wieder zu meinem Kommando zurück. Mein damaliger Kommandant Mjr. Florio welcher teilweise mein schneidiges Verhalten bei diesem Zwischenfall mit seinem Glas verfolgt hatte, belobte mich und gratulierte mir zu einer Auszeichnung.

Am 11. September 1914 wurde ich auf Rekognoszierung ausgeschickt. Ich kroch zirka 200 Schritte die Bodenwelle bis zum Bahndamm bei Wielko-Pole hinauf und spähte ins Feindesland wobei ich eine wichtige Skizze zeichnen konnte. Bei Beendigung meiner Zeichnung krachte ein Schuss aus dem feindlichen Graben, ich spürte eine leise Berührung im Gesicht und duckte mich. Dann zog ich meinen Spiegel aus der Tasche und sah dass mir der Schuss durch den Mund gegen den rechten Backenknochen gegangen ist. Schmerzen verspürte ich keine, daher hielt ich noch weiter Ausschau wobei mich ein zweiter Schuss erreichte. Diesmal traf mich der Russe ober dem linken Auge. Das Projektil trat unter dem rechten Auge wieder herraus und zertrümmerte mir das ganze Nasenbein. Nach 18monatiger Spitalsbehandlung meldete ich mich wieder an die Front wurde aber infolge meiner Invalidität abgewiesen."

Oberjäger Johann Brindlmayer kam also, aufgrund seiner schweren Verwundung und der Erblindung seines rechten Auges, nicht mehr zum Kriegseinsatz. Er erhielt neben der Goldenen Tapferkeitsmedaille noch das Karl-Truppen-Kreuz, die Verwundetenmedaille für Kriegsinvalide und das Mannschaftsdienstzeichen für 6 Jahre. Am Foto gut zu sehen, dass er neben der frühen Tapferkeitsmedaille auch den seltenen Typ des Karl-Truppen-Kreuzes trägt. Bei dieser - rivat gekauften - Variante sind die erhabenen Teile des Kreuzes so stark glänzend poliert, dass es, dem als Vorbild dienenden, Armeekreuz von 1814 ähnlicher sieht. Am 4. September 1916 heiratete er in Opponitz (Niederösterreich), die aus Amstetten stammende Rosina Paumann (* 23.4.1896). Die beiden hatten einen Sohn und eine Tochter.

Als Technischer Oberoffizial ins neue österreichische Bundesheer übernommen war sein Dienstort Innsbruck in Tirol. In den Jahren 1936 und 1937 konnte die Familie den Bau eines Einfamilienhauses in Absam finanzieren. Nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an das Großdeutsche Reich wurde er als Verwaltungssekretär, mit dem Dienstort Hall in Tirola, in der Wehrmacht verwendet. Anlässlich des Jahrestages der Schlacht von Tannenberg wurde Brindlmayer, wie die meisten anderen Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille im Großdeutschen Reich, ehrenhalber zum Leutnant in der Landwehr der Deutschen Wehrmacht befördert. Johann Brindlmayer verstarb am 6. Jänner 1971 im Solbad Hall in Tirol. Die Beerdigung fand unter reger Anteilnahme der Kameraden und Schützen statt.

© Jörg C. Steiner, Wien

Zusätzliche Bilder

 

 

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