Eduard Barger

1882-1962

 

Eduard Barger wurde am 6. September 1882 als ehelicher Sohn des Eduard und der Karolina (geborene Haberman) in Leitmeritz (Böhmen) geboren. Sein Vater war als Rittmeister beim dortigen Dragoner Regiment Nr. 1 stationiert. Nach Absolvierung der Militär-Realschulen in St. Pölten und Mährisch Weißkirchen wurde Eduard Barger an der Theresianischen Militär Akademie zu Wiener Neustadt zum Offizier ausgebildet. In den ersten 3 Jahren des Kompaniedienstes vor allem in der Rekrutenausbildung beschäftigt, vertraute man Barger rasch verantwortungsvollere Posten wie Bataillons-, später Regiments-Adjutant sowie schließlich Stellvertreter des Brigade-Generalstabsoffiziers an. 1914 finden wir ihn als jungen Hauptmann und Kompaniekommandanten beim Kärntner Infanterie Regiment Nr.7.

Eduard Barger bewarb sich später, als pensionierter Generalmajor, um die Aufnahme ins „Österreichische Heldenkapitel“. Gottseidank ist seine ausführliche Bewerbung inklusive der selbst verfassten Beschreibung, unter welchen Umständen er seine Kriegsauszeichnungen erworben hatte, erhalten geblieben. Da der interessierte Leser dadurch einen unmittelbaren Einblick in Denkweise und Sprache dieses Berufsoffiziers gewinnt, ebenso über die Umstände von Auszeichnungsverleihungen, sowie der Tätigkeit des Militär-Maria Theresien-Ordens-Kapitels Aufklärung erhält, soll dieser Bericht im Folgenden weitgehend ungekürzt, und somit unverfälscht, wiedergegeben werden:

… In den Herbst-Schlachten 1914 führte ich am nordöstlichen Kriegsschauplatz mit Erfolg meine Kompanie. Nach meiner Verwundung durch Sprengstücke in beiden Füssen am Dukla-Pass am 24. November 1914 ist mir als erstem Offizier des k.u.k. Infanterie-Rgt. „Graf von Khevenhüller“ Nr. 7 die zweite Kriegsauszeichnung; das Militär-Verdienstkreuz 3.Klasse verliehen worden, nachdem ich im September bereits die „Bronzene Militär-Verdienstmedaille“ erhalten hatte. Nach kurzer Genesungszeit ging ich im Sommer 1915 wieder an die Kampffront, die ich bis zum November 1918 nicht mehr verlassen habe.

Im November 1915 tobte auf der Karst-Hochfläche von Doberdo die IV. Isonzo-Schlacht. Das IR.7 war im Brennpunkte der schweren Kämpfe auf dem Monte San Michele eingesetzt. In Tag und Nacht währendem Trommelfeuer hat es alle Angriffe des Feindes standhaft und mit großen Opfern abgewehrt. Durch einen ausgedehnten Einbruch des Gegners am Nord-Abhang des Monte San Michele am Abend des 24. November 1915 war eine gefahrvolle Krise für die gesamte Front am unteren Isonzo entstanden. Gelang es dem Italiener, diese Bresche nach Süden und Osten zu erweitern, so waren die Stellungen auf der Hochfläche unhaltbar geworden. Der Besitz der politisch bedeutsamen Stadt Triest mit dem für den Nachschub wichtigen Hafen stand auf dem Spiele.

Als Kommandant des III./7. Baon erhielt ich vom Brigadier allgemeine Weisungen, der gefährlichen Lage zu begegnen. Ich hätte dies ohne weiteres „defensiv“ durch ein hinhaltendes Feuergefecht lösen können. Aus eigenem Antrieb entschloss ich mich jedoch zu einem überraschenden Gegenangriff mit dem Ziele, den Feind aus unseren Stellungen heraus und zurück zu werfen. Schon die Verschiebung des Baons in den Angriffsraum in stockfinsterer Nacht, durch die besetzten Gräben in unausgesetztem, feindlichen Feuer aller Waffen und ständig vom Scheinwerfer beleuchtet, erforderte von Führung und Truppe ungeheure Anspannung aller Kräfte. Dies steigerte sich bei der Bereitstellung knapp am Feinde und erreichte das Höchstmass schließlich beim kühnen Sturm-Angriffe selbst. Jeder einzelne Soldat war bereit, alles, auch sich selbst hinzugeben.

Der nächtliche Gegenangriff wurde zu einem vollen Erfolg. Die Krise in der IV. Isonzo-Schlacht war gebannt. Der Heeresbericht meldete davon. Für diese Waffentat wurde ich mit dem zu dieser Zeit für einen jungen Hauptmann noch seltenen Orden der Eisernen Krone 3. Klasse belohnt.

In den folgenden Jahren 1916/1917 habe ich als Kompanie- und Baons-Kommandant in der Verteidigung von Kärnten nach bestem Können zur Sicherung der südlichen Grenze Österreichs und dazu beigetragen, dass das Heimatland meines Regiments vor den Verwüstungen des Krieges verschont blieb. Zutiefst erschüttert vernahm ich am 21. November 1916 die Telephon-Depesche vom Heimgang des Kaisers Franz Joseph I., dessen 68jährige Regierung dem Glück und dem Frieden seiner Völker in einer beispiellosen Pflichterfüllung bis zum letzten Atemzug gewidmet war. Schon bald danach hatte ich den Vorzug, am Bahnhof in Villach eine Ehren-Kompanie aus den bestdekorierten Kämpfern des IR.7 dem jungen Kaiser Karl vorzuführen und von Allerhöchst Demselben schmeichelhaftes Lob zu hören. Die sichtbare Anerkennung des Obersten Kriegsherrn für meine ein- und einhalbjährige, gegen alle Angriffe des Feindes und die Naturgewalten des Hochgebirges mit Erfolg geführte Grenzverteidigung Kärntens war die „Silberne Militär-Verdienstmedaille“.

Die chronologische Schilderung verlangt hier eine Unterbrechung zur Aufklärung späterer Vorgänge.

Knapp bevor weiland Seine Majestät Kaiser Karl aus Anlass seines ersten Geburtsfestes als Herrscher – am 17. August 1917 – die Promotion von Rittern und Kommandeuren des „Militär-Maria Theresien-Ordens“ vorzunehmen entschlossen war, fand sich mein vorgesetzter Regiments-Kommandant in meinem Gefechtsstand ein, um mir eindringlich zuzusprechen, mein Ansuchen zum Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens für die entscheidende, initiativ geführte Waffentat am Monte San Michele am 24. und 25. November 1915 als Kommandant des III. Baons einzureichen. Ich lehnte beharrlich ab, weil ich die äußeren Zeichen tapferen und erfolgreichen Verhaltens vor dem Feinde immer zurückgestellt habe gegenüber der inneren Genugtuung, im Kampfe für den Bestand der Monarchie meine Pflicht auch über das normale Maß zu erfüllen, ferner auch wegen meiner Abneigung, persönliche und materielle Vorteile zu gewinnen, und schließlich in einer angeborenen Bescheidenheit.

Diese Irrtümer aus jener Zeit haben sich zehn Jahre später für mich und, was mir mehr bedeutet hat, auch für mein Regiment nachteilig ausgewirkt. Ich komme darauf zurück und setze mit der Darstellung fort.

In der großen Durchbruch-Schlacht bei Flitsch-Karfreit am 24. Oktober 1917 wurde dem von mir geführten IV.Baon des IR 7, dessen Kommando ich am 24. November 1916 übernommen hatte, die Aufgabe gestellt, von seiner Ende September 1917 am Javorček – östlich von Flitsch – bezogenen Stellung ausgehend, die feindlichen Linien am Hang und am Kamm des Polounik-Massives zu erstürmen und so diese für den Talstoss im Becken von Flitsch wichtigen Höhen-Stellungen in Besitz zu nehmen. Nur knapp 4 Wochen waren Zeit für die umfangreichen Vorbereitungen dieses schier unmöglich erscheinenden Angriffes.

Auf dem teils bewaldeten, teils verkarsteten, sehr steilen Gebirgsgelände des Polounik hatte der Gegner in mehr als 2 Jahren eine vorgeschobene Feldwachen-Linie und 3 ungemein starke Stellungen ausgebaut und mit einer mindestens dreifachen Übermacht an Streitern, sowie einer vielfachen Überlegenheit an schweren Infanterie-Waffen und Artillerie aller Kaliber besetzt und für vollkommen angriffssicher gehalten. Es war eine unmessbare Verantwortung und bedurfte Tag und Nacht andauernder Tätigkeit, alle bis in die letzten Einzelheiten gehenden Voraussetzungen dieses bravourösen Unternehmens zu schaffen. Häufig ging ich als Baons-Kommandant, ungeachtet der Gefahren, in einen Hinterhalt zu geraten, mit kleinen Patrouillen ins „Niemandsland“, um den Platz für die Bereitstellung des Baons und die Stärken und Schwächen der feindlichen Stellungen selbst zu erkunden. Die skeptischen Worte und Gesten der inspizierenden höchsten Vorgesetzten waren für mich als Kommandanten auch nicht gerade ermutigend.

Beim Einbruch der Dunkelheit am Abend des 23. Oktober 1917 marschierte das Baon auf verschiedenen, sorgfältig hergerichteten Wegen, knapp an den feindlichen Stellungen vorbei, vom Javorček in den Slatenik-Graben, wo sich die Kompanien vor den Hindernissen des Feindes bereitstellten. Diese Bewegung hing oft „an einem Faden“ – nicht bildlich, sondern wirklich! Längs des ganzen Annäherungsweges waren Seile zum Anhalten gespannt, um das Fallenlassen oder Aneinanderschlagen von Waffen und Ausrüstungsgegenständen zu verhindern. Das kleinste Geräusch konnte das ganze Unternehmen und das Baon selbst zunichte machen. Nach etlichen bangen Stunden war alles am Platze. Es folgten weitere Stunden der höchsten Anspannung für die Gefechtsdisziplin und Moral jedes Einzelnen. In den frühen Morgenstunden des 24. Oktobers 1917 begann die Artillerievorbereitung mit dem Gas-Schiessen. Vor uns aber blieb es still, denn die räumlichen und örtlichen Verhältnisse verhinderten wegen Gefährdung der eigenen Truppen die Gas-Wirkung. Wir setzten die Hoffnung auf das Wirkungs-Schiessen der Artillerie, das ja genauestens vereinbart worden war.

Im düstersten Grau kroch am 24. Oktober 1917 der Morgennebel in die „Teufels-Schlucht“ des Slatenik-Baches. Unter diesen Umständen konnte uns die Artillerie den Weg nicht bahnen. Die grundlegende Voraussetzung für den Erfolg des Angriffes war durch die Ungunst des Wetters ausgeschaltet. In dieser Lage hätte ich, gleich der am Rombon eingesetzten „Edelweiß-Division“, ohne den geringsten Vorwurf auf mich zu laden, den Angriff unterlassen können. Gestützt jedoch auf die sooft und unter den schwierigsten Verhältnissen bewährte militärischen Urkraft meines vorzüglich geschulten und in innigstem Vertrauen und tiefster Kameradschaft fest verbundenen Baons, wagte ich trotz allem den Angriff.

In weniger als einer Stunde waren die Feldwachen und zwei Hauptstellungen des Feindes am Hange des Polounik, an manchen Stellen auf Strickleitern im Sturme genommen. Jede Verbindung nach rückwärts war abgerissen. Der Aufstieg gegen die 3. Hauptstellung am Grat des Bergrückens verzögerte sich infolge dichten Nebel- und Schneetreibens. Die Dunkelheit setzte dem weiteren Vordringen ein Ende. In gefechtsmäßiger Sicherung wurde die bitterkalte Nacht deckungslos, nur in der leichten Sturmadjustierung durchgestanden. Am wolkenlosen Morgen des 25. Oktobers war das Baon im Besitze des Höhen-Grates. Einige hunderte von Gefangenen, unermessliche Artillerie- und sonstiges Kriegs-Material war die Beute. Der größte Siegeslohn für mich als Kommandanten war die erstaunlich geringe Anzahl von Opfern an Toten und Verwundeten meines Bataillons.

Am 24. November 1917, dem vierten „Schicksals-Tag“ meines Kriegs-Erlebens: 1914 verwundet, 1915 der nächtliche Gegenangriff am Monte San Michele, 1916 die Kommando-Übergabe des IV./7. Baons – heftete mir Seine Majestät Kaiser Karl nach einer längeren Ansprache das Ritterkreuz des Leopold-Ordens an die Brust. Der Deutsche Kaiser verlieh mir das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

Im weiteren Verlaufe der Herbst-Offensive 1917 gab es noch einige stolze, aber leider auch sehr verlustreiche Kampftage für das IR 7. Im Winter 1917/18 und im Frühjahr 1918 lagen die „Siebener“ am Monte Pertica und am Monte Solarolo. Bei der Juni-Offensive 1918 haben sie im Gebiete des letzteren wichtige Stellungen erstürmt und auch weiterhin gehalten.

Im August-September 1918 wurde ich vom Armee-Kommando als Austausch Offizier erwählt und übernahm ein Halb-Regiments-Kommando des ältesten Regimentes der k.u.k. Armee - „Montecuccoli Dragoner Nr. 8“ – auf der Hochfläche von Asiago. Schwere, aber erfolgreiche Abwehrkämpfe gegen Britische Elite Truppen waren hier zu bestehen. Auch bei diesem čechischen Regimente erwies sich der Wert einer 300 Jahre alten, ruhmreichen Tradition im kaiserlichen Waffendienste, aber auch eines Vertrauens in sichere Führung sowie einer verständnisvollen, auf das Nationalgefühl Rücksicht nehmenden Behandlung der Mannschaft.

Zu meinem Regiment wieder zurückgekehrt, ging es am 27. Oktober 1918 zum letzten Kampf auf dem Monte Pertica. Der Gipfel des heiß umstrittenen Berges wurde dem Feinde entrissen und solange gehalten, bis die letzte Patrone aus dem Lauf, die letzte Handgranate geworfen war. Erst als Steine die Waffen ersetzen mussten, räumten die tapferen „Siebener“ die blutige letzte Walstatt mit blankem Waffenschild.

Weniger erhebend war die Heimkehr des Kärntner Regimentes in seine engere Heimat. Am Tage nach der Ausrufung der „Republik Österreich“, am 13. November 1918 zog der Rest von etwa 300 „Siebenern“ in musterhafter Ordnung in die Landeshauptstadt Klagenfurt ein. Die Willkommen-Ansprache eines „nationalen“ Abgeordneten löste die Disziplin auf. In der Nacht zum 14. November flatterten die „freien Bürger“, welche nach Ansicht des deutschnationalen Lehrers und Volkserziehers keine Offiziere mehr brauchten, in alle Winde. Das war das traurige Ende eines Regimentes, welches ein Vierteljahrtausend auf allen Schlachtfeldern Europas an Ehren und an Siegen reich gekämpft und geopfert hatte.

Das große Vaterland in Stücke gerissen, der Kaiser von den Siegerstaaten außer Landes gebracht – eine ganze Welt an Idealen war eingestürzt!

Blutenden Herzens entschloss ich mich, auch dem kleinen Österreich als Soldat weiterzudienen in der unbesiegten Liebe zu meinem Beruf, aber auch in der Erkenntnis, dass fachlich geschulte, erfahrene und politisch neutrale Offiziere notwendig waren, das neue Heer aufzubauen, und imstande sein müssten, den politischen Gewerkschaften des Heeres das Heft aus der Hand zu nehmen. Dieses Ziel vor Augen, war die tägliche Selbstverleugnung leichter zu tragen, bis aus der disziplinlosen Partei-Garde der „Volkswehr“ das „Österreichische Bundesheer“ geschaffen war. Als Kompanie-Kommandant, 1. Regiments-Adjutant und nebstbei als Vertrauensmann der Offiziere der Brigade Steiermark Nr. 5 konnte ich am Neuaufbau des Heeres mitarbeiten.

Außerhalb des Dienstes war meine Tätigkeit dahin gerichtet, Kärnten in seinem Freiheitskampf ideell und materiell zu unterstützen. Die Kärntner Landesregierung verlieh mir dafür das „Kärntnerkreuz für Verdienste“. In dieser Zeit gründete ich in Graz den „Khevenhüller Siebener Bund“, der die Tradition des 227jährigen Kärntner Infanterie Regiments „Graf von Khevenhüller“ Nr. 7 erhalten, sowie invaliden und bedrängten Kameraden, Krieger-Witwen und –Waisen Hilfe leisten sollte. … Im Jahre 1921 nahm ich an der Landnahme des Burgenlandes für Österreich im Raume Güssing teil. … 1922 wurde einem einstigen Offizier des IR 7 nachträglich das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Damit war ich gezwungen, aus der Reserve meiner Bescheidenheit hervorzutreten, um die Bedeutung und Wahrheit der Kriegsgeschichte des Kärntner Regimentes auch in den äußeren Formen zur Geltung zu bringen, keinesfalls aber in der Austragung persönlicher Ruhmsucht oder gar Rivalität. Auch von meinen Kriegskameraden wurde ich bestürmt, den Fehler aus dem Jahre 1917 zu berichtigen.

Ich reichte demnach mein Ansuchen um das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens beim Kapitel desselben ein. Es war für mich erhebend, die Gutachten meiner ehemaligen Vorgesetzten vom Armee-Kommandanten herab und die Tatzeugen-Berichte meiner Kampfgefährten zu empfangen. Nur ein einziger von diesen war etwas abgewichen. Es genügte dies jedoch, um die erforderliche Stimmeneinhelligkeit der Kapitel-Mitglieder zu verhindern. Die Wahrworte: „De mortuis nihil nisi bene“ – gebieten mir, die Beweggründe, welche dieses Zeugnis diktierten, zu verschweigen. Es wurde mir die „Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere“ zuerkannt. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut:

‚Das am 25. Oktober 1927 abgeschlossene XII. MARIA THERESIEN-Ordens Kapitel des Weltkrieges hat EUER HOCHWOHLGEBOREN als Hauptmann Baons-Kommandant im Infanterie-Regiment Nr. 7 für das heldenhafte, beispielgebend tapfere Verhalten beim nächtlichen Gegenangriff auf dem MONTE SAN MICHELE (Baon III./7.) am 24. und 25. November 1915 und beim Durchbruch der Italienischen Stellungen am Polounik (Baon IV./7.) am 24. Oktober 1917, der Zuerkennung der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere würdig erachtet.

Wien, am 15. November 1927.

Der Ordenskanzler GO Viktor Dankl e.h. Der Präses des Ordenskapitels GO Arz e.h.’

Im Herbst 1928 wurde ich auf vielfaches Verlangen der Bevölkerung und besonders meiner Kriegskameraden vom Alpenjäger-Regiment Nr. 10 in Graz zum Alpenjäger-Regiment Nr. 11 in Klagenfurt versetzt. …

Eduard Barger hatte mit diesem letzten, aus seinen Erinnerungen hier zitierten, Satz wirklich recht, er war weit über den Kreis der Kameraden hinaus, auch bei der Zivilbevölkerung sehr beliebt. Neben seiner Obmannschaft im „Siebener Bund“ zuerst in Graz und dann in Klagenfurt, war er auch aktives Mitglied in zahlreichen anderen Vereinen, wie zum Beispiel den „Alt-Neustädtern“, dem „Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaille“, den „Gagisten-Verband“. Außerdem führte er junge Menschen auf die oberitalienischen Schlachtfelder und versuchte ihnen Leid und Taten der Väter, Onkel und Brüder anschaulich zu machen.

Als überzeugter Gegner der Nationalsozialisten ging Barger, er war am 16. Juni 1933 zum Sicherheitsdirektor für Kärnten ernannt worden, rigoros gegen diese vor. Selbst als im Juli 1934 während des Nazi-Putsches die Situation in Kärnten zu einem internationalen Konflikt zu werden drohte behielt er die Nerven. An der Ost-Grenze hatten die aus dem Lavant-Tal sich zurückziehenden Nazi-Putschisten an der Staatsgrenze bei Rabenstein an der Drau Stellung bezogen und wurden offen von der slowenischen Bevölkerung dies- und jenseits der Grenze mit Verpflegung und Material unterstützt, zusätzlich ließ die jugoslawische Regierung schwer bewaffnete Gendarmerie und Militär demonstrativ an der Grenze aufmarschieren. Auf der anderen Seite massierte Mussolini seine Truppen ebenfalls an der Staatsgrenze, während der italienische Konsul versuchte den Landeshauptmann dazu zu bewegen, offiziell Hilfe von Italien gegen die Putschisten zu erbitten. Nur Bargers Verhandlungsgeschick und seine erfolgreichen Maßnahmen zur Deeskalierung war es zu verdanken, dass möglicherweise der 2. Weltkrieg vier Jahre früher begonnen hätte.

Oberst Barger wurde jedenfalls mit dem Offizierskreuz des Österreichischen Verdienstordens dekoriert und am 24. Dezember 1935 zum Generalmajor befördert. Es folgten kurzzeitige Verwendungen als Brigadier und Divisionär in Graz und Klagenfurt. Am 5. Oktober 1936 heiratete er in der Kreuzberglkirche in Klagenfurt die, am 4. Dezember 1887 geborene „Private und Villenbesitzerin“, Karolina Domainko. Mit 1. November 1936 wurde der Divisionär auch gleichzeitig zum „Militärkommandant von Kärnten und Osttirol“ mit Dienstort Klagenfurt, ernannt.

Ende November 1937 zwang ihn eine Rippenfell- und Herzmuskelentzündung zu einem längeren Krankenhausaufenthalt und so musste er hilflos während eines Kuraufenthaltes in Bad Vellach vom Einmarsch der Deutschen Truppen am 11. März 1938 aus dem Radio erfahren. Trotz angegriffener Gesundheit versuchte Generalmajor Barger am 12. März 1938 in Klagenfurt sein Kommando wieder zu übernehmen, was jedoch misslang. Vor ohnmächtiger Wut schrieb er unmittelbar danach:

Krank an der Seele und am Körper beobachtete ich von meinem Heim mit Ingrimm die gewaltsame Besetzung Österreichs von der Erde und aus der Luft. Es ist für mich als altem österreichischen Truppenführer unsagbar bitter, befehlsgemäß widerstandslos zusehen zu müssen, wie der österreichische Boden von den preußischen Kommiss-Stiefeln zertrampelt wird. Am 14. März 1938 reichte ich mein Abschieds-Gesuch ein. Es kreuzte sich auf seinem Wege mit dem Erlass des „Führers und Reichskanzlers“, der aus politischen Gründen meiner militärischen Laufbahn ein vorzeitiges Ende setzte.

In den folgenden sieben Jahren war Barger ständigen Repressalien und Bespitzelungen ausgesetzt. Mehrfach wurde er von der Gestapo wegen „eindeutig negativer Einstellung zum NS-Staat“ verhört und kurzfristig verhaftet oder mit Hausarrest belegt. Zusätzlich gab es zahlreiche öffentliche Ehrabschneidungen, Verleumdungen und andere Niederträchtigkeiten um den populären Offizier in der Bevölkerung herabzuwürdigen. Nach dem Attentat im Juli 1944 wurde auch Eduard Barger verhaftet, jedoch nach langen Verhören, aber ohne Prozess, wieder freigelassen.

Nach dem 2. Weltkrieg engagierte sich Barger wieder für Österreich und die Kameraden. Er war aktives Mitglied und teilweise „Geburtshelfer“ bei der Kameradschaft des IR 7, beim "Ring der Goldenen Tapferkeitsmedaillenträger" sowie dem Verein der „Alt-Neustädter“. Eduard Barger war ebenso Mitbegründer des Österreichischen Kameradschaftsbundes in Kärnten. Er verstarb am 12. Juni 1962 in Klagenfurt, wo er am Friedhof Annabichl unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beerdigt wurde.

© Jörg C. Steiner, Wien

 

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